Häufig ziehen ängstlich-gebundene Frauen Männer mit vermeidendem Bindungsstil an und umgekehrt. Und dann wird es schwierig, weil beide jeweils im anderen die größte Angst auslösen – die Verlustangst beim einen und die Bindungsangst beim anderen.

Dann kommt es zu folgenden Problemen:

  • häufigem Streit über Nähe-Distanz-Themen
  • unverbindliche Verhältnisse
  • On-Off-Beziehung mit wiederholtem Trennen und Versöhnen
  • ihr Verhalten wirkt auf ihn bedrängend, sein Rückzug verstärkt wiederum ihre Angst
  • häufige Kontaktabbrüche
  • Missverständnisse in der Kommunikation

Der Partner mit dem vermeidenden Bindungsstil

Der Partner mit vermeidendem Bindungsstil ist häufig der Mann. Er hat ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und emotionaler Distanz. Normale Nähe in Beziehungen wird ihm schnell zu viel und er fühlt sich eingeengt. Er empfindet die Partnerin als anhänglich, obwohl ihr Verhalten eigentlich ganz normal ist. 

Er zeigt auch typische Anzeichen von Bindungsangst. Er wirkt oft distanziert, kühl oder emotional unerreichbar. Tiefe Gespräche über Gefühle vermeidet er. Wenn es ihm zu eng wird, zieht er sich zurück.

Interessanterweise geht er oft in die „Jägerposition“ wenn er auf eine Frau trifft, die emotional nicht verfügbar ist. Denn die Distanz gibt ihm Sicherheit und wenn er jagt, hat er die Kontrolle, wie weit es geht. Doch sobald zu viel Nähe entsteht, verliert er das Interesse oder zieht sich zurück.

Der Partner mit dem ängstlichen Bindungsstil

Der Partner mit ängstlichem Bindungsstil ist häufig die Frau. Sie leidet unter einer sich immer mehr verstärkenden Unsicherheit und der ständig präsenten Angst, verlassen zu werden. Ihr Bedürfnis nach Nähe und Bestätigung ist stark und wird selten ganz erfüllt.

Sie zweifelt an sich und grübelt, ob sie „nicht genug ist“ oder etwas falsch gemacht hat. Distanzierung oder Rückzug des anderen treffen sie sehr und sie neigt zum „Klammern“ in der Beziehung.

Sie übernimmt viel Verantwortung für die Beziehung. Weil sie hofft, wenn sie sich bessert und seine empfindlichen Punkte nicht trifft, wird er ihr Bedürfnis nach Nähe erfüllen. Gelegentlich versucht sie ihn auch subtil zu kontrollieren. 

Da er das aber spürt und ausweicht, wird die Beziehung trotz aller Liebe oft zu einem empfindlichen Eiertanz. Selbst Gespräche helfen dann kaum weiter, weil sich beide gegenseitig nicht zu verstehen scheinen.

Warum ziehen sich ein vermeidend-gebundener Mann und eine ängstlich-gebundene Frau an?

Sie ziehen sich an, weil der vermeidende Beziehungstyp in der Kindheit die Erfahrung gemacht hat, dass Nähe vereinnahmend ist. Vielleicht hatte er eine übergriffige, fordernde Mutter, die ihn hauptsächlich für ihre eigenen Bedürfnisse missbraucht hat. 

Oder er hat im späteren Verlauf seines Lebens ungute Beziehungserfahrungen gemacht, bei denen er sich aufgegeben hat und seine Bedürfnisse keinen Platz hatten. Das will er jetzt nicht wieder erleben, deswegen zieht er sich frühzeitig zurück.

Unbewusst suchen wir uns immer das, was uns vertraut ist. Deshalb wählt er – ohne es bewusst zu wollen – wieder jemanden, bei dem es sich ähnlich anfühlt. Denn genau das hat er gelernt, wie Liebe sich anfühlen soll: dass es eng wird, seine Bedürfnisse keinen Platz haben und jemand zu viel von ihm fordert.

Was er dabei oft nicht sieht: Er hätte heute die Möglichkeit, die Beziehung nach seinen Bedürfnissen mit zu gestalten, sodass sie nicht untergehen. Indem er sie äußert, für sie einsteht und Grenzen setzt. Weil er das aber nie gelernt hat, tut er es nicht. Stattdessen stauen sich unerfüllte, unausgesprochene Bedürfnisse an, bis sie sich in Rückzug oder Kontaktabbruch entladen.

Beim ängstlichen Bindungstyp wird es fast noch interessanter: Der ängstliche Typ hatte häufig einen Elternteil mit vermeidendem Verhalten. Beispielsweise eine Mutter oder ein Vater, der oft aus dem Kontakt gegangen ist, die Bedürfnisse des Kindes nicht verstanden hat oder sie wegen äußerer Umstände nicht erfüllen konnte. Das ist der Grund, warum jemand eine ängstliche und keine sichere Bindung entwickelt.

Auch sie sucht sich hier wieder das Bekannte im vermeidenden Partner und versucht verzweifelt, durch Bemühungen seine Liebe und Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Typische Szenen, wenn ängstlicher und vermeidender Bindungsstil aufeinandertreffen

Er fühlt sich schnell zurückgewiesen

Er ist sehr dünnhäutig und fühlt sich schnell abgewiesen, auf den Schlips getreten oder auch sexuell zurückgewiesen – häufig aus für sie unerklärlichen Gründen und nicht vorhersehbar. Und auch wenn es nur ein Missverständnis war.

Er zieht sich dann zurück, ohne zu kommunizieren. Sie fängt an, für seine wunden Punkte die Verantwortung zu übernehmen, die er nicht trägt indem sie extra vorsichtig und rücksichtsvoll ist. Traut sich vieles nicht mehr zu sagen.

Sie läuft auf rohen Eiern, schraubt die eigenen Bedürfnisse immer weiter zurück – aus Angst, ihn zu verlieren oder vor einem Streit. Denn sie weiß: Er zieht sich bei Konflikten regelmäßig so sehr zurück, dass es einem Kontaktabbruch gleichkommt und das will sie vermeiden.

Konflikte führen zu Kontaktabbrüchen

Im Streit zieht er sich zurück, geht nicht ans Telefon, meldet sich tagelang nicht und lässt sie schmoren. Sie dreht innerlich durch. In ihrem Kopf kreisen Gedanken wie: „Er verlässt mich“, „Ich muss es wieder gut machen.“ Sie spürt Panik, kann nachts nicht schlafen, ihr Denken kreist nur noch um ihn.

In ihrer Verzweiflung schreibt sie vielleicht mehrmals, ruft an, entschuldigt sich übertrieben, bittet ihn mit ihr zu reden. Er fühlt sich bedrängt und hält sie auf Distanz mit Sätzen wie: „Ich brauche gerade Zeit für mich.“

Er reagiert ausweichend auf Zukunftsplanung

Sie fragt ihn nach Zukunftsplänen wie ein Wochenende zusammen wegzufahren oder auch gemeinsame Kinder oder Zusammenziehen. Seine Antwort ist ausweichend: „Mal schauen… Ich kann gerade nicht so weit planen.“

In ihr geht sofort das Gedankenkarussell los. „Er will keine gemeinsame Zukunft“, „Ich bin ihm nicht wichtig genug“ – ihre Verlustangst wird aktiviert. 

Daraufhin bohrt sie nach und versucht anders Sicherheit zu bekommen, wie: „Würdest du mich deiner Familie vorstellen?“ Aber er zieht sich emotional noch mehr zurück, spürt den Erwartungsdruck und fühlt sich eingeengt.

Selbstzweifel und Unsicherheit

Bei jedem Rückzug seinerseits fragt sie sich immer wieder: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ oder „Warum ignoriert er mich?“ Sie ist ständig in Habachtstellung und fühlt sich innerlich nie sicher. 

Für sie ist kaum Verlass darauf, dass er emotional wirklich da ist und bleibt. Jederzeit könnte er sich aus unvorhersehbaren Gründen zurückziehen. Was sie dauerhaft in Unsicherheit hält und ihr das Gefühl gibt, nicht gut genug zu sein.

Wie ich mit Klientinnen daran arbeite, das zu lösen

Wie du dir bestimmt denken kannst, müssen beide Partner ihre Ängste überwinden, damit Beziehung möglich wird: Der ängstliche Bindungstyp seine Angst vor dem Verlassenwerden, der mit vermeidendem Bindungsstil seine Angst vor Bindung.

Ich arbeite dabei weniger mit den klassischen Bindungstypen, sondern mehr mit Weiblichkeit und Männlichkeit in Beziehungen. Was in diesem Kontext meiner Meinung nach zu einer umfassenderen Heilung der Dynamik und beider Partner führen kann.

Weil es sicherstellt, dass die Frau nicht am ausgestreckten Arm verhungert, sondern klar und auf liebevolle Weise einfordern kann, was sie in der Beziehung braucht. (Denn Selbstwert und der Wert der Frau ist ein wichtiger Teil einer polarisierten Beziehung.) Ohne dabei dominant zu werden, was bei Männern nur Widerstand auslöst.

Gleichzeitig bringt gelebte Weiblichkeit in einer Frau genau das zum Vorschein, wofür es sich für einen bindungsängstlichen Mann lohnt, seine Angst vor Nähe zu überwinden. Weil er die Frau nicht verlieren möchte.

Statt auf traditionelle „Therapiemethoden“ zu setzen, sehe ich in der bewussten Rückkehr in die weibliche Rolle den wesentlich erfolgversprechenderen Ansatz bei Heilung von ängstlich-vermeidende Beziehungen.

1:1 Coaching: Ängste beim Übergang zur Weiblichkeit überwinden

Weil viele Frauen einen ängstlichen Bindungsstil haben, befinden sie sich oft stärker in der Männlichkeit als in der Weiblichkeit. Es fällt ihnen schwer, weibliche Prinzipien (mehr dazu in meinem E-Mail-Kurs 30 Tage Weiblichkeit) zu verkörpern.

Denn Weiblichkeit bedeutet Kontrolle loszulassen – und genau das triggert ihre Angst. Doch gerade hier kann Heilung beginnen: Wenn Frauen es schaffen, sich zurückzulehnen und dem Mann die Führung zu überlassen, bekommt er weniger Angst vor Nähe.

Wenn ich mit Frauen daran arbeite, schauen wir im 1:1 Coaching gezielt auf die Ängste, die hochkommen, sobald sie mehr in ihre Weiblichkeit gehen und loslassen. 

In manchen Fällen gelingt es dann, eine Beziehung möglich zu machen – in anderen nicht. Je nachdem, wie bereit die Frau zur inneren Arbeit ist und ob der Mann mitgeht oder nicht. Mit manchen Männern klappt es, mit anderen nicht.

Alles Liebe,

deine Caroline

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Beziehungscoach Caroline Höchtl
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Ich bin ausgebildeter und zertifizierter Life Coach und Bloggerin über alles zum Thema Beziehungen und Weiblichkeit. 

Ich arbeite mit Frauen, die durch Verbindung mit ihrer Weiblichkeit die Beziehung zu ihrem Partner verbessern wollen oder einen Partner anziehen wollen.

Ich lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.

Titelbild: Foto von Fahrad Norouzi auf Unsplash

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