Obwohl oder gerade weil sie ihren Partner lieben, kann es vorkommen, dass sich bei jedem Streit der Gedanke an Trennung bei Frauen einschleicht. Dies ist nicht ungewöhnlich und viele Frauen gehen durch diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Gedanken, die aber genauer betrachtet durchaus Sinn ergeben.

In diesem Artikel soll es darum gehen diese Gedanken und Gefühle genauer zu betrachten und auseinander zu sortieren. Denn die eigenen Gefühle zu differenzieren und zu ordnen ist in einer Beziehung das Wichtigste um zu Klarheit und einer Lösung zu gelangen.

Was also steckt dahinter, wenn eine Frau bei jedem Streit an Trennung denkt? Zunächst einmal muss man differenzieren: Denkt sie daran, sich zu trennen oder denkt sie daran, dass der Partner sich trennen könnte?

Bei jedem Streit denke ich daran, mich zu trennen

Taucht bei jedem Konflikt der Impuls auf, dass alles sinnlos ist? Fühlt es sich an, als würde sich alles nur im Kreis drehen? Endet es jedes Mal wieder am selben Punkt? Hier steckt oft ein Gefühl der Ohnmacht und des Schmerzes dahinter, das eine Frau dazu veranlassen kann, eine Trennung in Erwägung zu ziehen.

Sie hat das Gefühl nichts ausrichten zu können, egal was sie tut, immer läuft es gleich und sie wird verletzt. Um nicht weiter verwundet zu werden, sieht sie als einzigen Ausweg für sich die Trennung. Und bei jeder neuen Verletzung im Streit kommt dies hoch.

Grundsätzlich ist dieser Gedanken auch berechtigt. Wenn sie diese Entscheidung aber nur aus einem Impuls heraus trifft, weil sie gerade auf 180 ist, würde sie es eine Woche später bereuen. Dann wäre es eher eine Reaktion auf einen Trigger als eine wohlüberlegte und nachhaltige Entscheidung.

Für mich ist so etwas ein Hinweis darauf, dass hier alte Verletzungen wieder ausgelöst werden, die damals nicht verarbeitet werden konnten. Dadurch sind sie wie offene Wunden, die jederzeit jemand berühren kann und es tut wieder genauso weh, als wäre es ganz frisch.

Alles hinzuschmeißen kann eine Form von ganz-oder-gar-nicht-Denken sein. Es passiert dann auch oft, dass die Haltung entsteht: Bevor ich verletzt und verlassen werde, ziehe ich lieber früher die Reißleine und beende es jetzt um nicht noch mehr verletzt zu werden.

In solchen Extremformen zu denken und impulsives Handeln ist etwas, das Beziehungen nicht guttut. Besonnen und wohlüberlegt zum selben Entschluss zu kommen ist etwas ganz anderes, als im Triggerzustand alles hinzuwerfen.

Wir wollen an einen Punkt kommen, in dem wir uns unserem Partner gegenüber mit Bedacht verhalten können, das macht gesunde Beziehungen aus. Dazu muss in diesem Fall die Ursprungssituation geheilt werden, z.b. durch innere-Kind-Arbeit, wie ich sie in meinen Coachings mache.

Bei jeder Auseinandersetzung habe ich Angst, dass er sich trennen könnte

Dahinter steckt oft ein Thema mit Verlustangst. Es kann sein, dass eine Frau in der Kindheit Verlusterfahrungen gemacht hat, wann immer es um das Thema Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten geht. Möglicherweise hat sie in ihrer Ursprungsfamilie keine gesunde Konfliktklärung erfahren und Streit hat tatsächlich immer zu Beziehungsabbrüchen geführt.

Dann ist es völlig nachvollziehbar, dass auch Jahre später jede Auseinandersetzung das Ende der Beziehung und einen Verlust der geliebten Person bedeuten könnte. Aber auch emotional unzugängliche Eltern oder generelle Verluste in der Kindheit können die Ursache solcher Gedanken sein:

– räumliche Trennung von der Mutter bei einem Krankenhausaufenthalt
– Trennungen vom vertrauten Umfeld durch Umzüge
– der Tod eines Familienmitglieds
– usw.
Das sind hier nur einige Beispiele von vielen möglichen.

Dies kann dazu führen, dass sie in der Gegenwart gehemmt ist, für sich einzustehen. Dann gibt sie gegenüber ihrem Partner immer nach, weil sie Angst vor der Konfrontation und Trennung hat. Das schadet ihrem Selbstwert. In jeder gesunden Beziehung braucht es Mut, unangenehmen Situationen Stand zu halten. Nur so können wir unsere Position vertreten und Respekt für unsere Grenzen und Bedürfnisse bekommen.

In diesem Fall gilt es, an der Verlustangst zu arbeiten. Angst jemanden zu verlieren ist kein Thema, das nach einer Coachingstunde verschwindet. Jeder ist anders und braucht etwas anderes. Aber es ist absolut möglich in eine gestärkte und selbstbestimmte Haltung zu kommen und sich nicht mehr von der Angst lenken zu lassen.

Bei jedem Streit denke ich an Trennung
Foto von Hannah Busing auf Unsplash

Ist es normal, oft an Trennung zu denken?

Zuträglich ist es der Beziehung nicht. Ständige Gedanken an Trennung bewirken, dass man wie mit einem Fuß in der Beziehung steht und mit dem anderen Fuß draußen. Es ist ein ständiges Schwanken, sich unsicher sein. Es ist keine Klarheit da und so etwas kann für begrenzte Zeit vorkommen. Aber auf Dauer ist es keine gute Haltung für eine Beziehung im Zweifel zu sein.

Davon abgesehen, dass es einer Frau schadet, sich nicht in ihrer eigenen Klarheit sicher zu fühlen, spürt auch der Partner das. Und er wird auf ihre Unklarheit reagieren. Daher würde ich empfehlen, wenn bei jedem Streit der Gedanke an Trennung aufkommt, genauer zu ergründen, was dahintersteckt. Und was benötigt wird, um den Gedanken loszulassen.

Ist Streit ein Trennungsgrund?

Per se kann man nicht sagen, dass Streit ein Trennungsgrund ist, nein. Für mich sind Konflikte in Beziehungen viel mehr Punkte, an denen es noch Arbeit und genaueres Erforschen braucht.

Offensichtlich bekommt hier einer (oder beide Partner) nicht das, was sie brauchen. Durch einen Streit werden manche Dinge zum ersten Mal laut ausgesprochen. Der Vorteil ist, da sie nun ans Licht gekommen sind, kann man offen darüber sprechen. So ist es möglich, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

Davon abgesehen ist Streit aber nicht gut für die Beziehung, er erodiert das Fundament. Mehr dazu unter dem nächsten Punkt.

Ist Streit normal?

Häufig wird uns gesagt, Streit wäre normal in jeder Beziehung. Ich möchte das nicht so stehenlassen, weil es einen falschen Eindruck vermittelt, wie harmonisch und glücklich Beziehungen tatsächlich sein können. Nur weil er in jeder Beziehung vorzukommen scheint, ist er nicht etwas, das man einfach so stehen lassen und akzeptieren sollte.

Es kommt auch darauf an, was unter Streit verstanden wird, aber für mich ist Streit immer etwas, das der Verbundenheit schadet. Meinungsverschiedenheiten sind normal. Dass man dabei laut wird und verletzt nicht. Zerstörerische Machtkämpfe und alles darüber hinaus ebenfalls nicht. Und dreimal in Monat Konflikte auszutragen ist ebenfalls nichts, was man so hinnehmen muss.

Gerade wenn eine Frau in ihrer geheilten Weiblichkeit ist, müssen Meinungsverschiedenheiten nicht so ablaufen. Sie können respektvoll geklärt werden und sogar zu mehr Tiefe in der Beziehung führen. 

Daher weigere ich mich zu normalisieren, dass Paare streiten und dies zu einer normalen Beziehung dazu gehört. Auch weil das nicht die Realität ist, in der ich lebe. Und weil ich weiß, das ist für jede Frau möglich, die bereit ist, tiefgreifend an sich zu arbeiten.

Wenn ich bei jedem Streit an Trennung denke – wann sollte ich gehen?

Wenn eine Frau bei jedem Streit an Trennung denkt, gilt es zu differenzieren und verschiedene Aspekte zu betrachten:

– Ist es rein mein Thema? (z.B. die eigene Verlustangst, die Neigung, aus einem Impuls heraus, alles hinzuwerfen)

– Habe ich zu viel Toleranz und Verständnis für das Verhalten meines Partners? Sind die Dinge, deretwegen wir immer wieder streiten, Eigenschaften meines Partners, die er nicht ändert und auf die ich keinen Einfluss habe? Drehen wir uns deswegen im Kreis, weil er sich nicht ändert und ich aber nicht akzeptieren will, wie er ist?

– Was habe ich bereits alles versucht, um meinen Teil der Konfliktsituation zu verändern und zeigt mein Partner Reaktion darauf oder nicht? Verbessert sich dadurch etwas oder nicht?

Denn es kann auch sein, dass Trennung tatsächlich die beste Lösung ist. Möglicherweise resultieren Streit und Trennungsgedanken aus einer grundlegenden Inkompatibilität mit dem Partner, die sich auch nicht verändern lässt. Doch das zu ergründen ist sehr individuell. 

Grundsätzlich sehe ich in der Arbeit mit den Frauen, oft noch Ansätze und Lösungsmöglichkeiten, die sie selbst nicht sehen. Daher kann ich Anregungen und Perspektiven geben, doch am Ende ist es eine persönliche Entscheidung jeder Frau, die respektiert werden sollte.

Alles Liebe,

deine Caroline

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Beziehungscoach Caroline Höchtl
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Ich bin ausgebildeter und zertifizierter Life Coach und Bloggerin über alles zum Thema Beziehungen und Weiblichkeit. 

Ich arbeite mit Frauen, die durch Verbindung mit ihrer Weiblichkeit die Beziehung zu ihrem Partner verbessern wollen oder einen Partner anziehen wollen.

Ich lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.

Titelbild: Foto von Ayo Ogunseinde auf Unsplash 

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