„Ich will immer die, die mich nicht wollen“
Nicht wenige Frauen sehnen sich nach einer Beziehung, doch es klappt einfach nicht. Wenn es daran liegt, dass sie sich immer wieder in Männer verlieben, die sie nicht haben wollen, ist das schmerzhaft und enttäuschend sein.
Zum anderen kann es auch den Selbstwert massiv angreifen. Sich wiederholt in Männer zu verlieben, die dann doch nichts Ernstes wollen, tut weh. Vor allem nachdem eine Frau sich Hoffnungen gemacht hat und Gefühle aufgebaut hat.
Und dabei ist es oft so, dass der Mann nicht von Anfang an, kein Interesse hat. Vielleicht fängt er zuerst an zu flirten oder legt sich zu Beginn durchaus ins Zeug. Dann jedoch verliert er schnell das Interesse nach einem oder ein paar Dates und zieht sich zurück.
Es ist oft genau der Zeitpunkt, an dem die Frau sich nach anfänglicher Zurückhaltung auf ihn eingelassen hat, wenn er den Rückzug antritt. Die Frau hat inzwischen angefangen sich eine Zukunft mit ihm vorzustellen und dadurch Gefühle aufgebaut.
Entweder sagt er, sie wäre nicht sein Typ. Oder – falls sie miteinander im Bett waren – fällt ihm danach ein, dass seine Gefühle doch nicht reichen. So denkt die Frau, sie muss irgendetwas getan haben, um es zu vermasseln, am Anfang war er doch begeistert von ihr.
Oder er möchte nichts weiter als Sex. Oft sagen Männer das auch nicht so direkt, sondern verhalten sich plötzlich eher ambivalent. Während er vorher bemüht war, flacht es ab, nachdem sie Sex hatten. Er scheint immer öfter desinteressiert oder nicht greifbar zu sein.
Er meldet sich nur, wenn es ihm passt und dann will er auch Zeit mit ihr verbringen und Sex. Doch darauf folgt wieder Rückzug. Sie hat das Gefühl einfach nicht an ihn heranzukommen, egal wie viel Mühe sie sich gibt.
Ab da kippt die Dynamik meistens völlig und die Frau fühlt sich ihm und seinen Bedürfnissen nach Nähe und Distanz ausgeliefert. Wenn er Nähe will, springt sie, weil sie nicht weiß, wann es wieder dazu kommt. Dann hört sie wieder wochenlang gar nichts von ihm.
Eine emotionale Achterbahnfahrt beginnt, bei der die Frau sich immer weiter hineinsteigert. Das ist biologisch: Dieses Verhalten löst einen Hormoncocktail von Dopamin, dem Glückshormon und Oxytocin, dem Bindungshormon aus. Gleichzeitig findet in der Zeit, in der er sich nicht meldet so etwas wie ein „Hormon-Entzug“ statt. Das fühlt sich nicht gut an.
Um sich so schnell wie möglich besser zu fühlen, greift man nach dem nächsten Brotkrümel an Aufmerksamkeit, den er einem hinwirft. (Mehr dazu hier: Breadcrumbing zu tolerieren verhindert deine Traumbeziehung). Das kann süchtig nach ihm machen, denn Sucht ist nichts anderes als das Schwanken zwischen den beiden Extremen von Bedürfniserleichterung und Entzug.
So kommt es zu dem Muster „Ich will immer die, die mich nicht wollen“.
Starke körperliche Anziehung
Gleichzeitig herrscht auch eine starke körperliche Anziehung, die beide so empfinden. Gerade für bindungsängstliche Beziehungen ist das typisch. Doch leider kein gutes Zeichen.
In einer gesunden Beziehung sollte sich die sexuelle Anziehung mit der Zeit aufbauen und einem nicht bereits beim ersten Treffen (oder sogar schon davor) das „Gehirn vernebeln“. Denn intensive körperliche Anziehung überschattet alles andere, auch wenn da Warnzeichen sind.
Eine Frau, die sich nur von Anziehung leiten lässt, beurteilt nicht mehr nach anderen wichtigen Kriterien, ob der Mann ein guter Partner ist. Und allein auf körperlicher Anziehung lässt sich keine gesunde stabile Beziehung aufbauen, es ist zu wenig.
So kommt es, dass sie oft nicht mehr bei sich ist, ihre Grenzen übertreten lässt und ab da stimmt die Dynamik nicht mehr. Denn sie steht nicht mehr auf dem Sockel. Und lässt sich nicht von ihrem Selbstwert leiten, wodurch sie nicht für sich und ihre Bedingungen in der Beziehung eintreten kann.
Zudem ist ein Start mit starker Anziehung der Beginn einer Dynamik von extremen Hoch’s und Tief’s. Es beginnt mit einem Hoch an Begeisterung und Anziehung. Doch auf extreme Hoch’s muss immer ein Tief folgen, um das Ganze in Ausgleich zu bringen. Anders ist die Intensität schlichtweg nicht aufrechtzuerhalten.
So ist der Grundstein gelegt für die bei Bindungsangst charakteristischen starken Amplituden von Nähe und Distanz:
„Die, die mich wollen, will ich nicht“
Und dann kommt dazu oft noch der zweite Teil: „Die, die mich wollen, will ich nicht“. Klar, denn Männer, die tatsächlich verfügbar sind, lösen zu Beginn erst mal keinen Hormoncocktail aus. Sie machen nicht süchtig, sondern fühlen sich eher langweilig an. So entsteht der Eindruck, dass sich nur Männer für sie interessieren, die ihr absolut nicht gefallen.
Nicht selten sind die Frauen von einer netten Art sogar abgeturnt, weil sie sie unterwürfig finden. Sie finden sie schwach, unmännlich und manchmal auch zu aufdringlich. Während der Mann, der sie nicht will, alleine dadurch interessant ist, weil sie ihn nicht haben kann.
Denn nicht selten ist es ein und derselbe Mann, der uninteressant ist, wenn er Interesse an ihr zeigt. Und dann plötzlich anziehend wirkt, wenn er ihr eher die kalte Schulter zeigt.
Warum ist das Bindungsangst?
Wenn eine Frau immer den Mann will, den sie nicht haben kann, ist das Selbstsabotage. Auch damit habe ich reichlich Erfahrung und musste das bei mir heilen. Das Gleiche gilt, wenn sie sich von Männern angezogen fühlt, die sie schlecht behandeln. Sie will den Mann immer deswegen haben, weil sie ihn nicht haben kann. Er wird also genau dadurch, dass er nicht verfügbar ist, interessant für sie.
Wenn ihn genau diese Unverfügbarkeit interessant macht, dann kann es ja gar nicht zu einer Beziehung werden. Und in dem Moment, in dem er sie wollen würde, würde sie ihn ja wieder nicht wollen.
Es ist also der perfekte Schutz: Damit tritt das, wovor bindungsängstliche Menschen am meisten Angst haben, nicht ein: Verletzt zu werden. Weil man von der Person nicht verlassen werden kann, mit der man nicht in einer ernsthaften Beziehung ist.
Während man zwar hin und wieder zurückgestoßen wird, ist diese Verletzung aber noch aushaltbar und ein akzeptables Risiko. Doch wirklich eine reale Beziehung zu führen, sich komplett zu öffnen und eine starke Bindung aufzubauen bedeutet sich einem Risiko auszusetzen.
Dem Risiko verlassen zu werden, nachdem man voll vertraut hat und alles auf diese eine Person gesetzt hat. Für viele ist dieser potenzielle Schmerz zu groß. Davor versucht sich eine Person mit Bindungsangst unterbewusst zu schützen.
Deswegen findet eine Frau mit Bindungsangst Männer uninteressant, die Interesse an ihr haben. Weil es mit diesen Männern tatsächlich real werden könnte und das will sie ja eigentlich nicht.
Damit kreiert sich eine Situation wie sie typisch ist für Bindungsangst: Sie ist zwar verliebt und kann von einem Mann träumen, der ihr aber nie zu nahe kommen wird. Sie kann intensive Gefühle spüren und sich in Tagträumen verlieren, während sie „sicher“ bleibt.
Von Bindungsangst zur glücklichen Beziehung?
Doch wie schafft man es, trotz all dieser Hürden zu einer glücklichen Partnerschaft zu kommen, wenn man nun Angst vor Nähe hat? Wie bereits in meinem vorherigen Artikel zu dieser Serie über Bindungsangst geschildert, ist bei Beziehungsangst sozusagen das System, das Anziehung navigiert, fehlgeleitet. Also der Teil, der entscheidet, ob man Interesse an einem Mann hat oder nicht. Mehr dazu hier.
Daher geht es – wenn man dieses Muster heilen möchte – darum, diesem Navigationssystem nicht mehr komplett zu folgen und zuerst einmal zu hinterfragen: Macht es mich wirklich glücklich ständig in jemanden verliebt zu sein, der unerreichbar ist? Wie geht es mir wirklich damit? Möchte ich das auf Dauer? Oder möchte ich tatsächlich eine reale, erfüllte Beziehung?
Oder ist der Leidensdruck nicht langsam so hoch, dass ich trotz all dieser Angst, bereit bin, mich anderen Männern und Erfahrungen zu öffnen? Um aus diesem Muster herauszukommen.
Dieses System, muss über die Zeit umlernen und auf emotional erreichbare Männer anspringen, anstatt auf das Gegenteil. Es geht darum, zu lernen wertzuschätzen, wenn Männer für Frauen da sind. Wenn sie sich melden und sie gut behandeln und nicht mehr dem größten Kick zu folgen.
Das geht nicht von heute auf morgen. Aber ich habe schon viele Frauen mit Bindungsangst begleitet, die bereits nach einigen Wochen oder Monaten ihr Interesse an unverfügbaren Männern verloren haben. Und sich dann von den guten Männern angezogen fühlten.
Alles Liebe,
deine Caroline
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Ich bin ausgebildeter und zertifizierter Life Coach und Bloggerin über alles zum Thema Beziehungen und Weiblichkeit.
Ich arbeite mit Frauen, die durch Verbindung mit ihrer Weiblichkeit die Beziehung zu ihrem Partner verbessern wollen oder einen Partner anziehen wollen.
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