Wenn wir an die Verletzungen denken, die Untreue anrichtet, denken wir oft zuerst an die betrogene Ehefrau oder Partnerin. Aber auch die Geliebte kann ebenso eine Verliererin in der ganzen Konstellation sein. Im Coaching erlebe ich wie Frauen unter der Situation leiden, weil die Rolle der Geliebten für sie die Hölle ist.

Deswegen möchte ich in diesem Artikel auf die Position der „anderen Frau“ eingehen, die sich mehr wünscht, aber nicht bekommt. Die auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm und ohne Heimlichkeiten hofft, von ihm aber immer wieder vertröstet wird.

Ständige Hoffnung auf einen Neuanfang

Als Geliebte lebt eine Frau mit der ständigen Hoffnung, dass der Mann endlich eine klare Entscheidung trifft und sich von seiner Partnerin trennt. Aber immer wieder wird sie vertröstet.

Er sagt: „Ich trenne mich, ich brauche nur noch Zeit“. Aber aus Monaten können Jahre werden und nichts ändert sich. Ständig gibt es einen neuen Grund für ihn, sich (noch) nicht zu trennen. Häufige Gründe sind die Kinder, die Finanzen oder persönliche Belastung wie Stress.

Unsicherheit über seine Beziehung zur Ehefrau

Viele Geliebte wissen nicht, ob sie dem Mann wirklich glauben können, wenn er sagt, dass die Beziehung mit der offiziellen Partnerin am Ende ist. Sie haben ja nur sein Wort als Beweis.

So entstehen mit der Zeit doch Unsicherheiten und Fragen wie:

„Läuft zwischen ihnen im Bett wirklich nichts mehr?“

„Schlafen sie jede Nacht getrennt, wie er mir das sagt?“

„Ist das, was er über die Beziehung zu ihr sagt auch tatsächlich die Wahrheit oder hält er mich nur hin und wird sich nie trennen?“

oder

„Stimmt es, dass sie tatsächlich nur noch wegen der Kinder zusammen sind?“

Leiden unter Geheimhaltung

Weil die Affäre geheim gehalten werden muss, fallen gemeinsame Treffen als Paar mit Freunden, familiäre Aktivitäten und das Vorstellen bei Eltern oder Kindern flach. 

Vielleicht zeigt der Mann sich noch nicht einmal in der Öffentlichkeit mit ihr, weil sie von jemandem gesehen werden könnten.

So fällt ein ganzer Aspekt gesellschaftlichen Lebens weg, den Paare normalerweise leben. Und es tut weh, wenn der Mann, den man liebt, nicht vor aller Welt zu einem steht. Etwas, das meiner Ansicht nach jede Frau verdient hat.

Weihnachten und Feiertage nicht gemeinsam mit ihm verbringen zu können

Für viele Geliebte sind die Feiertage eine besonders schwere Zeit. Denn dann wird ihnen besonders schmerzhaft bewusst, dass die offizielle Partnerin immer noch an erster Stelle steht und nicht sie. 

An solchen Tagen ist sie nicht nur alleine, sondern sie weiß auch noch, dass er bei „ihr“ ist.

Ständiges Warten

Die Geliebte ist in einer ständigen Warteposition. Weil sie ja flexibel und ungebunden ist, passt sie sich ihm an. Ist für ihn verfügbar, wenn er das will und es sich einteilen kann. Sie möchte aber immer mehr, als sie bekommt.

Dadurch fühlt sie sich von ihm abhängig und ausgeliefert. Wenn er Zeit für sie hat, sehen sie sich – wenn er aber nicht kann, muss sie alleine damit klarkommen.

Und dann ist da noch das ständige Warten darauf, dass sich etwas verändert. Dass er sich trennt und ihre Beziehung mit ihm sich weiterentwickelt.

Keine Sicherheit oder Verbindlichkeit in der Beziehung

Auch mangelndes Commitment ist ein Problem in Affärenbeziehungen. Es gibt keine ausgesprochenen Regeln und Grenzen, die Sicherheit geben, weil das Verhältnis zu wenig klar definiert ist.

Was ist erlaubt – und was nicht? Wie schützen wir unser Verhältnis vor anderen im Außen? Trifft er sich etwa noch mit einer anderen oder ist es für mich in Ordnung noch andere Männer zu sehen? Darüber finden oft erst Gespräche statt, wenn es zu der Situation gekommen ist.

Dazu kommt, dass auch Zuverlässigkeit oft nicht gegeben ist. Zu oft werden Pläne gecancelt, weil sein „offizielles Leben“ mit der Ehefrau oder Partnerin und ggf. Kindern doch an erster Stelle stehen und einen Strich durch die Rechnung machen. 

Die heimliche Affärenpartnerin weiß nie genau, woran sie ist und kann sich nicht darauf verlassen, dass er für sie da ist.

Die zweite Geige zu spielen hinter der Ehefrau oder Partnerin

Weil sie nie an erster Stelle, sondern immer hinter der festen Partnerin zurückstehen muss, entsteht das Gefühl, ihm nicht wichtig genug zu sein. Das schadet ihren Selbstwertgefühl. 

Das Gefühl, „nicht gut genug“ zu sein, weil er sich nicht trennt

Frauen in der Rolle der Geliebten fühlen sich auch oft deswegen „nicht gut genug“, weil sie es nicht schaffen, dass der Mann sich trennt. Weil er sich nicht komplett nur für sie entscheidet, denkt sie, sie ist es nicht wert. 

Sie, ihre Liebe und Bemühungen sind scheinbar nicht genug. Was zwar nicht die Wahrheit ist, aber sie beziehen sein Verhalten auf sich und denken, es liegt an ihnen, dass er nicht voranmacht.

Konkurrenzkampf und Vergleich mit der Ehefrau

Innerlich fühlt sich die Affärenpartnerin oft in einem Konkurrenzkampf mit der Ehefrau stehend. Wenn es um die Aufmerksamkeit und Gunst des Mannes geht. Auch das belastet und führt zu starker Verunsicherung in Bezug auf den eigenen Wert. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Frauen sagen, Geliebte sein ist die Hölle für sie.

Schuldgefühle

Es kann sein, dass sie sich schuldig fühlt, weil sie „die andere Frau ist“, wenn sie einen starken inneren Kritiker/Richter in sich hat. Weil sie sich gezwungen fühlt, für ihn zu lügen und sich insgeheim vorwirft, das Leben anderer zu zerstören. Eigentlich findet sie selbst nicht gut, was sie tut, sieht aber keinen Weg, weil sie die Beziehung zu ihm nicht gefährden möchte.

Die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse nicht einfordern zu können

Viele Frauen in der Position der Geliebten haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse klar zu kommunizieren und einzufordern. Sie wussten ja, auf was sie sich eingelassen haben, als sie eine Affäre mit einem verheirateten oder vergebenen Mann eingegangen sind.

Daher haben sie das Gefühl, jetzt nicht das Recht zu haben, mehr zu verlangen. Dazu kommt, dass der Mann ihr genau das immer wieder vorhält: Sie kannte seine Situation doch von Anfang an – warum jetzt unzufrieden sein damit?

Fakt ist aber: Manchmal kennt man eine Situation und alles, was dazugehört aber erst, wenn man es selbst eine Zeit lang erlebt hat. Und nicht, weil man mal gehört hat, was die Bedingungen sind. Deswegen hat man noch lange nicht gespürt, wie es sich wirklich anfühlt.

Und es kann auch sein, dass es eine Zeit lang ok ist und dann irgendwann nicht mehr. Ansprüche und Gefühle dürfen sich ändern. Nur weil es am Anfang ok war, heißt das nicht, dass das für immer so bleibt. Vielleicht hat es sich einfach geändert.

Angst vor gesellschaftlicher Verurteilung

Die „andere Frau“ zu sein ist auch gesellschaftlich eine stigmatisierte und hart bewertete Rolle. Daher kann es sein, dass eine Frau, die Geliebte ist, Angst hat, verurteilt zu werden.

Die eigenen Freunde halten nichts davon

Häufig haben Frauen in der Rolle der Geliebten auch niemanden, mit dem sie ihre Sorgen teilen können. Freunde heißen die Affäre vielleicht nicht gut: „Beende die Affäre besser, das tut dir nicht gut und führt nirgendwohin. Er wird sich sowieso nicht trennen“ ist oft der Rat.

So hören sie irgendwann auf darüber zu sprechen, weil ihnen dieser Rat nicht weiterhilft und sie auf kein Verständnis treffen. Und das macht es noch schwerer: Geliebte zu sein ist die Hölle, wenn niemand da ist, mit dem man über seine belastende Situation reden kann.

Eifersucht auf die offizielle Partnerin

Als Geliebte und nicht offizielle Partnerin kämpfen Frauen auch oft mit Eifersucht auf die Ehefrau oder feste Partnerin. Weil sie Lebensbereiche mit ihm teilt, die man selbst nicht mit ihm teilt. Wie jeden Abend miteinander einschlafen zu können oder beim täglichen Abendessen selbstverständlich mit dem Partner darüber reden zu können, was einen belastet und beschäftigt.

Selbst wenn diese Momente noch so alltäglich und bedeutungslos erscheinen und er versichert, dass keine Gefühle mehr Spiel sind – so tut es trotzdem weh.

Geliebte sein ist die Hölle: Wie du deine innere Stärke findest

Es gibt also viele Gründe, warum Frauen sagen: „Die Geliebte zu sein ist die Hölle!“ Es ist eine schmerzhafte Situation, die aber verändert werden kann, wenn du gerade spürst, dass du an einem Punkt bist, an dem sie für dich nicht mehr funktioniert.

Im Kern geht es häufig um ein schwaches Selbstwertgefühl. Deshalb geraten Frauen in eine solche Situation und bleiben darin. Weil sie unbewusst glauben, nicht mehr verdient zu haben. 

Das zeigt sich auch daran, dass sie immer wieder sehr viel Verständnis für die Situation des vergebenen Mannes aufbringen. Während ihre Bedürfnisse daneben völlig unbeachtet und unerfüllt bleiben.

Durch ein Coaching kannst du zu neuer innerer Stärke finden und lernen für die Erfüllung deiner eigenen Bedürfnisse einzustehen. Wenn du spürst, dass du dir Unterstützung wünschst, lass uns gerne sprechen:

Wenn du dich bereits für 1:1 Coaching interessierst:

Wenn du noch unsicher bist und erst mal Fragen hast:

Alles Liebe,

deine Caroline

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Caroline Höchtl - Beziehungscoach
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Ich bin Caroline, zertifizierter Lifecoach, und begleite Frauen zu mehr Selbstwirksamkeit und weiblicher Stärke in Beziehungen zu Männern. Im intensiven Einzelcoaching unterstütze ich dabei, hinderliche Muster loszulassen und die Basis für eine erfüllte, glückliche Beziehung zu schaffen.

Fotos: Foto von Anthony Tran auf Unsplash

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