Abends liegt sie neben ihrem Partner im Bett. Der Raum ist still, er schläft schon. Aber sie liegt mal wieder wach.

Während sie seinem vertrauten Atem zuhört wandern ihre Gedanken zu einem Anderen: Sie sieht sein Gesicht vor sich, erinnert sich daran, was er gesagt hat, an seine Berührung.

Aber dann: Ein schmerzhafter Stich aus Schuldgefühlen durchzuckt sie. Was mache ich da nur? – fragt sie sich. Schnell dreht sie sich um zur Wand. Während sie sich wie schon so oft denkt:

Ich liebe einen anderen Mann, bin aber verheiratet – was soll ich nur machen? Das kann nicht ewig so weitergehen. Ich muss mich entscheiden. – Aber wie?

Innere Zerrissenheit: Schuld, Scham und Sehnsucht

Wenn eine verheiratete Frau Gefühle für einen anderen Mann hat, ficht sie oft einen inneren Kampf zwischen Herz und Gewissen aus. Sie hat Schuldgefühle gegenüber dem Partner, aber auch gegenüber sich selbst.

Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihre Ehe zu bewahren, und einer Sehnsucht nach dem Anderen, die sie nicht loslässt. Schuldgefühle mischen sich mit Verwirrung, weil sie nicht mehr weiß, was richtig ist.

Nach außen versucht sie ruhig zu bleiben, die Normalität zu wahren und sich nichts anmerken zu lassen. Aber innerlich zermartert sie sich den Kopf auf der Suche nach dem richtigen Weg. Sie dreht sich im Kreis und findet nur noch mehr Fragen anstatt Antworten.

Schuldgefühle

Das schlechte Gewissen ist meist das Erste, was auftaucht, wenn sich eine verheiratete Frau in einen anderen Mann verliebt. Noch bevor sie versteht, was da passiert, beginnt sie, sich innerlich zu verurteilen und schuldig zu fühlen.

Vielleicht spürt sie zwar, dass sie sich schon lange nach etwas sehnt, doch statt diese Bedürfnisse wahrzunehmen, denkt sie: Ich bin falsch, dass ich mich verliebt habe.

Aus Schuld und Scham versucht sie das, was sie fühlt, zu verdrängen. Aber so blockiert sie auch die Selbstreflektion, die nötig wäre, um zu verstehen, was hinter den Gefühlen steckt. Und dem, was eigentlich gesehen werden will: ihren Bedürfnissen.

Hier geht es nicht um Schuld – das bringt keinen weiter. Es geht darum, neutral zu erforschen, was ihre Bedürfnisse sind, die sie dazu bringen was mit einem anderen Mann anzufangen, obwohl sie verheiratet ist.

Warum Gefühle für jemand anderen entstehen, obwohl die Beziehung stimmt

Manchmal entstehen Gefühle für einen anderen Mann auch in einer glücklichen Ehe oder Beziehung. Solche Gefühle zeigen einem etwas auf, und zwar, dass es ein unerfülltes Bedürfnis in uns gibt.

Der andere Mann verkörpert dann etwas, das in der Beziehung fehlt oder in uns selbst eingeschlafen ist. In langen Beziehungen ist sind das oft Bedürfnisse nach Lebendigkeit, Spannung und Abenteuer, sich gesehen fühlen oder aufregendem Sex.

Es kann auch sein, dass du in der Beziehung bestimmte Anteile nicht lebst, die sich jetzt durch die Affäre ihren Weg bahnen: 

Bist du authentisch und du selbst, oder versteckst du Seiten von dir? Traust du dich für dich und deine Bedürfnisse einzustehen? Oder verstellst du dich und unterdrückst manches, weil du weißt, es kommt nicht gut an bei deinem Partner?

Manchmal geht es weniger um den anderen Mann als Person geht, als um das, was durch ihn in uns wieder wach wird.

Das Modell der inneren Anteile hilft zu verstehen

Mit dem sogenannten Teilemodell können wir Affären besser verstehen: Jeder Mensch besteht aus verschiedenen inneren „Stimmen“ oder Persönlichkeitsanteilen. Jeder Teil verfolgt ein bestimmtes Bedürfnis oder schützt uns auf seine eigene Weise.

Diese Anteile können manchmal gleichzeitig ganz unterschiedliche Dinge wollen – und das führt dann zu innerer Zerrissenheit:

Der Anteil, der Sicherheit sucht

Er sehnt sich nach Beständigkeit, Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit. Dieser Teil will wahrscheinlich an deinem Partner festhalten und die Ehe nicht aufgeben.

Der Anteil, der Lebendigkeit sucht

Er will intensive Gefühle, Leidenschaft und Freiheit. Er will was erleben, sich lebendig fühlen, Abenteuer, nicht immer dieselben Routinen. Dieser Teil will die Beziehung zum Affärenmann nicht aufgeben.

Der Anteil, der sich gesehen fühlen will

Dieser Anteil will sich begehrt und gesehen fühlen. In der festen Partnerschaft fühlt er das schon lange nicht mehr und holt es sich deswegen bei einem anderen Mann.

So oder so ähnlich könnte es in dir aussehen, wenn du einen anderen Mann liebst, aber verheiratet bist.

Beide Seiten sind echt – und beide verdienen Raum

Beide Bedürfnisse sind wichtig, aber sie können zur gleichen Zeit in komplett entgegengesetzte Richtungen ziehen.

Die Lösung liegt nicht darin, einen Teil zu verdrängen oder zu unterdrücken, sondern beide zu verstehen und ins Gleichgewicht zu bringen. Das mache ich mit Frauen, die ich im Coaching begleite, durch die Arbeit mit ihren inneren Anteilen.

Wenn diese Anteile verstanden und angenommen werden, hört der innere Kampf auf und es wird klar, was wirklich stimmig ist. Dann kann eine Frau Entscheidungen treffen, die sich dauerhaft richtig anfühlen und die Hin- und Hergerissenheit hört auf.

Bevor du entscheidest – versteh, was in dir passiert

Wenn eine Frau Gefühle für einen anderen Mann entwickelt denkt sie vielleicht, dass es jetzt sofort darum geht möglichst schnell eine Entscheidung zu treffen: Gehen oder bleiben? Aber bevor das entschieden werden kann, geht es erst mal darum, dich selbst besser zu verstehen.

Was passiert da in dir: Welche Anteile in dir sprechen gerade? Was brauchen sie? Welches Bedürfnis meldet sich – und welches wird vielleicht schon lange überhört? Wenn du das erkennst, sortiert sich innerlich schon manches.

Die äußerliche Unklarheit, für welchen Mann du dich entscheiden sollst, ist nur Ausdruck eines inneren Konflikts zwischen zwei entgegengesetzten Anteilen.

Eine vorschnelle Trennung führt selten zu einer wirklichen Lösung. Wer geht, ohne zu verstehen, warum diese Gefühle entstanden sind, nimmt denselben inneren Konflikt oft mit in die nächste Beziehung.

Innere Arbeit – wie sie im Coaching passiert – hilft, diesen Konflikt deutlich zu machen und aufzulösen. Dann hast du Klarheit und die richtige Entscheidung ergibt sich fast von selbst, aber ohne Druck und nachhaltig.

Verliebt trotz Ehe: Dem Partner beichten?

Viele Frauen fragen sich, ob sie ihrem Partner die Affäre gestehen sollen. Frag dich dazu: Würde es meiner Beziehung helfen, wenn ich meine Gefühle gestehe?

Ein offenes Geständnis kann irgendwann sogar mehr Nähe schaffen und der Beginn für einen Neuanfang sein. Es besteht aber auch das Risiko, das dein Partner beschließt die Beziehung zu beenden.

Andererseits kann es auch immer zwischen euch stehen, wenn du es nicht beichtest. Und dann trennt es euch voneinander.

Auf jeden Fall sollte ein Geständnis nicht nur dazu dienen, das eigene schlechte Gewissen zu erleichtern. Überlege dir zuerst welchen Weg du gehen willst – gehen oder bleiben. Und was das Ziel eines Geständnisses ist und entscheide dann, ob es Sinn macht.

Gefühle für anderen Mann: Wenn du bleibst

Wenn du dich entscheidest zu bleiben, ist es wichtig, dass du bereit bist, an dir selbst zu arbeiten. Und er natürlich auch. Die Ursachen der Entfremdung in eurer Ehe müssen angeschaut und bearbeitet werden.

Ohne Auseinandersetzung damit, wird sich nichts verändern, und ihr kommt immer wieder an den selben Punkt. Hier sind einige Fragen zur Selbstreflektion, die dir helfen können, Klarheit zu gewinnen:

  • Warum möchte ich bleiben – aus Liebe, Verpflichtung, Abhängigkeit oder Angst vor Veränderung?
  • Was kann ich tun, um meine Partnerschaft zu stärken und wieder eine echte emotionale Verbindung zu meinem Partner aufzubauen?
  • Was habe ich dazu beigetragen, dass unsere Beziehung unglücklich ist und will ich das verändern?
  • Respektiere ich auch seine Bedürfnisse und habe ich mich damit auseinandergesetzt, was Männer in Beziehungen brauchen?

(Denn Männer ticken ganz anders als Frauen und haben andere Erwartungen an ihre Partnerin. Werden ihre Bedürfnisse in einer Beziehung nicht erfüllt, sind sie auch nicht bereit auf die der Partnerin einzugehen. 

Wenn sie aber bekommen, was sie brauchen, sind gesunde Männer meistens sehr bereit, sich um die Partnerin zu bemühen.)

  • Wie gehe ich mit Konflikten und Unstimmigkeiten mit meinem Partner um?
  • Bin ich bereit, den anderen Mann und meine Gefühle für ihn komplett loszulassen?
  • Welche Unterstützung (Therapie, Coaching, vertraute Gespräche) brauche ich, um meine inneren Konflikte aufzulösen, Gefühle zu sortieren und bewusst handeln zu können?

Fremdverliebt in der Partnerschaft: Wenn du gehst

Wenn eine Frau in einer Beziehung den Schritt geht und den Partner für den Affärenmann verlässt, sollte sie sich vorher der Konsequenzen bewusst sein. Hier sind einige Fragen, die du zur Reflektion nutzen kannst, wenn du einen anderen Mann liebst, aber verheiratet bist:

  • Wie alltagstauglich ist die Beziehung zu dem Mann, für den du deinen Partner verlassen willst? Welche (Bindungs-)Themen bringt er mit, die schwierig werden könnten?
  • Was genau fehlt mir in meiner Ehe, das mich emotional zu einem anderen Mann zieht? Bedenke, dass auch mit einem neuen Mann irgendwann Routine einkehren wird.
  • Was hast du alles versucht, um die Beziehung zu retten? Hast du alles versucht, was in deiner Macht steht? Liegt es an ihm und du kannst nichts tun, um in dieser Beziehung wieder glücklich zu werden?
  • Was ist der Preis dafür, wenn du gehst? Und bist du bereit diesen zu bezahlen?
  • Triffst du deine Entscheidung basierend auf echter Liebe und denkst dabei realistisch? Oder basierend auf Flucht, Abenteuer oder Wunschvorstellungen?
  • Hast du dir überlegt, wie dein neues Leben praktisch aussehen wird (finanziell, emotional, sozial)?
  • Würde mir ein Blick von Außen und professionelle Unterstützung (Therapie, Coaching) helfen, um diese Entscheidung reflektiert und verantwortungsvoll zu treffen?

Meine Unterstützung, wenn du verheiratet bist, aber einen anderen Mann liebst

Wenn du dich in dieser Situation wiedererkennst und selbst nicht rauskommst, hol dir Unterstützung. Schau genau hin, welche Bedürfnisse in deiner Beziehung gerade nicht erfüllt werden, und entdecke, was deine inneren Anteile dir wirklich sagen wollen.

Vielleicht hilft dir dabei auch dieser Beitrag Wo beginnt fremdgehen? 9 verschiedenen Arten von Affären. Die verschiedenen Arten von Affären lassen auch auf die darunterliegenden unerfüllten Bedürfnisse schließen.

Mit professioneller Begleitung kannst du die Verbindung zu dir selbst stärken, viel über dich lernen und eine gute Entscheidung treffen. Wenn du daran Interesse hast, unterstütze ich dich gerne, schick mir einfach eine unverbindliche Anfrage.

Wenn du dich bereits für 1:1 Coaching interessierst:

Wenn du noch unsicher bist und erst mal Fragen hast:

Alles Liebe,

deine Caroline

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Caroline Höchtl - Beziehungscoach
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Ich bin Caroline, zertifizierter Lifecoach, und begleite Frauen zu mehr Selbstwirksamkeit und weiblicher Stärke in Beziehungen zu Männern. Im intensiven Einzelcoaching unterstütze ich dabei, hinderliche Muster loszulassen und die Basis für eine erfüllte, glückliche Beziehung zu schaffen.

Fotos: Foto von Vitaly Gariev auf Unsplash

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