Das Thema Identitätsverlust in einer Beziehung kommt vor, wenn wir nicht gelernt haben, in Beziehung zu sein und gleichzeitig bei uns selbst zu sein. Im „Wir“ nicht das „ich“ zu verlieren ist für viele Frauen eine Herausforderung.
Auch ich kenne es, mich selbst in einer Beziehung zu verlieren. Und zu Zeiten als ich Single war, gab es da ebenfalls einen Teil in mir, der sich gefragt hat: „Kann ich wirklich ich selbst sein in einer Beziehung?“
Auch gerade bei mehr oder weniger ausgeprägter Bindungsangst ist das oft eine der Ursachen. Denn wenn ich denke, ich kann nicht ich selbst sein in einer Beziehung, gibt es oft einen Teil in mir, der mich vor dieser Selbstaufgabe beschützen will. Indem er es erst gar nicht zu einer Beziehung kommen lässt.
Ich kann nicht ich selbst sein, wenn ich in Beziehung bin
Hier liegt ein tiefes Selbstwertthema darunter: Dann hat eine Frau in ihrer Kindheit nicht gelernt, dass sie wertvoll und liebenswert ist, so wie sie ist. Stattdessen hat sie durch bestimmte Verhaltensweisen ihrer Eltern verinnerlicht, dass sie nicht ok ist, nicht genug ist, so wie sie ist.
Deswegen versucht sie ihr wahres Ich vor dem Partner nicht zu zeigen. Weil sie davon ausgeht, mit ihr ist irgendetwas nicht in Ordnung.
Auch eine Verlustangst kann oft damit gekoppelt sein: Wenn eine Frau beispielsweise die Erfahrung gemacht hat, dass sie abgelehnt wurde oder Menschen verloren hat, wenn sie für sich selbst eingestanden ist.
Dann bildet sich oft ein unterbewusster Glaubenssatz, der so oder ähnlich lauten könnte: „Wenn ich wirklich ich selbst bin, wird er mich nicht mögen, wie ich bin und gehen.“
Folglich zeigen Frauen dann ihr wahres Ich nicht oder verstellen sich, indem sie extrem viel für den Mann tun. Paradoxerweise führt oft genau das dazu, dass der befürchtete Fall eintritt: Er verliert das Interesse und könnte gehen.
Warum? Wir spüren, wenn jemand sich selbst nicht wertschätzt. Gerade Frauen versuchen oft das durch übermäßiges Geben zu kompensieren. Doch damit sind sie in der männlichen Energie und die Anziehung nimmt ab.
Außerdem behandeln Männer Frauen immer so, wie sie sich selbst behandeln. Wenn eine Frau sich selbst wertschätzt, schätzt der Mann sie ebenso. Wenn sie aber nicht denkt, dass sie liebenswert ist, merkt er das und spiegelt es ihr durch sein Verhalten zurück.
Über die Hintergründe, wenn jemand immer in einer Beziehung seine Identität verliert
Dass wir als Kinder nicht erfahren haben, dass wir liebenswert sind, kann zum Beispiel passieren, wenn unsere Eltern emotional abweisend oder nicht präsent waren.
Vielleicht waren sie mit ihren eigenen Sorgen so überfordert, dass sie kaum auf unsere Bedürfnisse eingehen konnten. Oder sie waren distanziert, verletzend oder sogar missbräuchlich.
Weil jedes Kind gesehen und geliebt werden will, versucht es diese Liebe und Zuwendung anders zu bekommen: Manche Kinder werden besonders unkompliziert und genügsam. Sie bemühen sich den Eltern nie Probleme zu machen und werden das „gute Kind“, wenn sie dafür Zuwendung bekommen.
Andere wiederum werden extrem sensibel für die Bedürfnisse ihrer Eltern. Sie versuchen diese Bedürfnisse zu erfüllen und lernen auch wirklich zu spüren, was andere brauchen, noch bevor diese es selbst oft wissen.
Das hat bei mir dazu geführt, dass ich hochsensibel wurde und erst lernen musste, nicht allen gefühlten Ansprüchen anderer nachzukommen. Das Problem dabei ist, dass die Bedürfnisse anderer automatisch über die eigenen gestellt werden, und man nie wirklich bei sich selbst ist.
Wieder andere lernen, dass es funktioniert sich Liebe zu erarbeiten. So helfen sie viel im Haushalt, kümmern sich um die jüngeren Geschwister, um die Eltern zu entlasten oder werden besonders gut in der Schule. Sie lernen früh Verantwortung zu tragen.
Es ist das Prinzip Leistung gegen Liebe, das im Erwachsenenalter nicht nur zu Beziehungsproblemen führt (weil man sich Liebe von einem Mann nicht erarbeiten kann, egal wie viel man tut), sondern auch zu Erschöpfung durch Überarbeitung führen kann.
Im Coaching können wir diese falschen gelernten Konditionierungen und Glaubenssätze auflösen.
Liebe = Selbstaufopferung?
So lernt ein Kind, dass das der Preis ist, um geliebt zu werden: Selbstaufgabe, die eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen, lieb, nett und unkompliziert zu sein, keine Ansprüche zu haben. Es setzt Liebe mit Selbstaufopferung gleich.
Wenn wir das Gefühl haben: „Ich kann in einer Beziehung nicht einfach ich selbst sein“, denken wir, wir müssen anders sein und uns verstellen – lustiger, perfekter, angepasster sein –, um geliebt zu werden. Also zeigen wir nicht alles von uns, halten gewisse Seiten zurück.
Wir sagen Ja zu Dingen, die wir eigentlich nicht wollen. Meinen wir müssen uns dem Partner und seinen Interessen und Vorlieben auf Kosten unserer eigenen anpassen. Daher kommt der Identitätsverlust in einer Beziehung.
Oder – was ich häufig sehe, ist, dass Frauen zu viel geben: Sie kümmern sich um den Haushalt, kochen, machen Geschenke, organisieren den Alltag, tragen die ganze Beziehung auf ihren Schultern. Weil sie glauben, nur so geliebt zu werden. Aber dabei verlieren sie sich selbst ein Stück weit.
Dasselbe ist es mit Verständnis: Häufig haben Frauen viel zu viel Verständnis für verletzendes Verhalten des Mannes und entschuldigen dies bei ihm. Sie sind nicht bei sich, sondern bei ihm. Selbst wenn es so weit geht, dass sie emotional oder anderweitig massiv ausgenutzt werden, sehe ich manchmal Frauen, die noch an sich zweifeln.
Sie denken, sie sind schwierig oder verlangen zu viel, wenn sie damit nicht glücklich sind. Durch Arbeit mit dem inneren Kind kann jede Frau lernen, in einer Beziehung sich selbst treu zu bleiben.
Du musst sogar du selbst sein für eine gesunde Beziehung
Für mich war damals wichtig, zu lernen, dass ich sogar ich selbst sein muss, um eine glückliche gesunde Beziehung zu führen. Und um den Mann zu finden, der auch wirklich zu mir passt, so wie ich bin.
Deswegen ist es bereits im Dating wichtig, dich nicht durch falsche Konditionierungen und Glaubenssätze steuern zu lassen. Denn wenn du nicht du selbst bist, spürt ein Mann dich nicht. Er bekommt keinen gefühlten Eindruck davon, wer du wirklich bist und es entsteht keine Resonanz.
Wenn du nicht als die Person auftrittst, die du wirklich bist, findest du nicht den, der wirklich zu dir passt. Sondern jemanden, der zu deinem „falschen Ich“ passt. Eigentlich logisch oder?

Und was ist mit den bedürftigen Seiten?
Über Bedürftigkeit habe ich ja bereits geschrieben und der Umgang mit unseren bedürftigen Seiten ist eine Herausforderung. Doch was nicht funktioniert ist, sie einfach weg zu ignorieren. Sie gehören zu unserem inneren Kind, das ohnehin schon die ganze Zeit zu wenig gesehen wurde, deswegen ist das nicht der richtige Weg.
Du kannst alles sagen – unter einer Bedingung
Grundsätzlich kannst du deinem Partner alles sagen, wie es ist, wenn – und das ist der springende Punkt – die Energie darunter aufgeräumt ist. Damit meine ich, wenn du ihn nicht für deine Gefühle verantwortlich machst, sondern selbst die Verantwortung dafür übernimmst. Wenn du keine Erwartungen an ihn hast.
Das ist schwer und das ist was wir oft erst im Coaching lernen müssen. Bei den meisten Frauen steckt, wenn sie ihre Gefühle teilen, oft mehr dahinter als nur das Bedürfnis, sich mitzuteilen.
Da ist meistens auch eine stille Hoffnung, ein Wunsch oder ein Hintergedanke dabei – nämlich, dass er ihr Verhalten sieht und darauf reagiert. Dass er Rücksicht nimmt, seine Entscheidung vielleicht nochmal überdenkt oder sich auf eine bestimmte Weise verhält.
Dass sich durch das Aussprechen der Gefühle etwas im Außen verändert. Und dann spricht ihr inneres Kind und nicht die erwachsene Frau.
Dich authentisch zeigen
Doch wenn du es schaffst zu sagen: Ich bin traurig, verzweifelt, verletzt ohne ihm die Schuld dafür zu geben, sondern dich einfach nur zeigst, wie es ist. Verletzbar, roh, unzensiert und ohne Erwartung an ihn. Dann wird das keinen gesunden Mann in die Flucht schlagen.
Weil du Verantwortung für dich selbst übernimmst und dich auch noch offen und verletzlich zeigst. Meistens lässt das einen Mann, der dich liebt, sich dir näher fühlen, weil er dich dann wirklich sehen und vor allem spüren kann.
Dazu ist es wichtig, sich selbst zuerst einmal um das innere Kind und diese ganzen Gefühle zu kümmern. Das heißt, selbst Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig sich selbst treu zu bleiben.
Das ist oft ein schmaler Grat – was sage ich und wie sage ich es? Was gehört zum inneren Kind und was nicht? Und wenn man selbst drinsteckt, ist es schwer zu unterscheiden, deswegen kommt das Thema Kommunikation oft bei mir im Coaching vor. Durch WhatsApp-Coaching unterstütze ich meine Klientinnen auch kurzfristig, dabei wie und ob sie Dinge ansprechen können.
Ist dieses ganze Thema Weiblichkeit nicht ein „mich Verstellen“?
Gerade wenn wir die weiblichen Verhaltens-, Denk- und Fühlweisen neu lernen, denken wir oft, dass wir uns verstellen und damit nicht wir selbst sind. Aber das zeigt nur, wie tief die maskuline Konditionierung geht.
Du bist als Frau geboren und daher ist weibliche Energie eigentlich dein natürlicher Urzustand. Die Männlichkeit ist für Frauen nur eine Schutzmauer um sie herum.
Weiblichkeit mehr zu leben ist eigentlich ein Zurückkehren zu deiner Natur. Deswegen fühlen die meisten Frauen sich dadurch ermächtigter und stärker, weil sie auch mehr in ihrer Kraft sind, wenn sie sie selbst sind.
Und weil es auch viel mit dem eigenen Selbstwert als Frau zu tun hat. Denn du kannst nicht in deiner Weiblichkeit sein und nicht den Selbstwert haben, den es dafür braucht. Weiblichkeit und Selbstwert gehört immer zusammen.
Und ich lade dich ein, es einfach mal auszuprobieren und danach zu schauen, wie es sich für dich anfühlt. Auch wenn es mit innerer Arbeit verbunden ist, aber genau darin liegt auch so viel Heilung.
Es ist ein bisschen wie mit einem neuen Schuh, den du erst einlaufen musst: Am Anfang ziehst du ihn vielleicht nur kurz an, dann wieder aus, und irgendwann merkst du, dass er immer bequemer wird. Und dann fühlst du dich plötzlich ganz selbstverständlich wohl darin.
Wenn du in einer Beziehung nicht du selbst sein kannst, ist er vielleicht nicht der Richtige
Du bist nicht kaputt. Wir alle sind ständig im Prozess, uns weiterzuentwickeln. Aber das bedeutet nicht, dass wir erst „repariert“ werden müssen, um eine Beziehung oder einen großartigen Mann, der uns toll behandelt, verdient zu haben.
Wenn ich mich an meine Dating-Tage zurückerinnere, ist das, was ich mir am häufigsten denke: Ich hätte mir wirklich einen Haufen Selbstzweifel sparen können. Ich hatte so viele unbegründete Zweifel, die sich alle in dem Moment aufgelöst haben, als ich meinen jetzigen Partner kennengelernt habe (und für ihn war es dasselbe).
Immer wenn ich sehr an mir selbst gezweifelt habe, war es meistens einfach der falsche Mann und das war der Grund für die Verunsicherung. Weil es einfach nicht gepasst hat. Aber mit dem Richtigen fühlt es sich einfach anders an. Es passt – und deshalb sind auch die Zweifel viel leiser oder gar nicht mehr da.
Heute habe ich nie das Gefühl nicht ich selbst sein zu können in meiner Beziehung oder etwas aufgeben oder mich anpassen zu müssen. Und ich zeige Frauen, diese Selbstzweifel richtig einzuordnen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Damit sie dann langfristig in einer Beziehung glücklich werden können.
Alles Liebe,
deine Caroline
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Beziehungs- & Singlecoach
Ich bin ausgebildeter und zertifizierter Life Coach und Bloggerin über alles zum Thema Beziehungen und Weiblichkeit.
Ich arbeite mit Frauen, die durch Verbindung mit ihrer Weiblichkeit die Beziehung zu ihrem Partner verbessern wollen oder einen Partner anziehen wollen.
Ich lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.
Titelbild: Foto von The Chaffins auf Unsplash