Die ersten vier Jahre meines Arbeitslebens habe ich in einem Männergefängnis gearbeitet. Dort habe ich viel Interessantes über Männer und Frauen, Sicherheit, unsere Gesellschaft und ihre Abgründe gelernt.

Als Sozialarbeiter waren die meisten meiner Kollegen Frauen. Eine Sache, mit der sich Frauen, die jeden Tag in ein Männergefängnis gehen, auseinandersetzen müssen, ist das Thema: Wie sicher bin ich als Frau in meiner Weiblichkeit in diesem Umfeld mit Männern?

Sicherheit mit sich selbst zeigt sich bereits bei der Kleiderwahl

Das fängt bereits bei der Frage an, was ziehe ich an? Denn keine Frau geht in ein Gefängnis, in dem gepfiffen und gerufen wird, ohne sich Gedanken zu machen, was sie anhat. Ich hatte Kolleginnen, die ihre Weiblichkeit immer mehr versteckt und abgelehnt haben:

Indem sie immer formlosere Säcke angezogen haben, nur Hosen, niemals Kleider oder Röcke, nichts Figurbetontes und keine hohen Schuhe, die klappern. Aus einer mehr oder weniger unbewussten Angst heraus, Opfer zu sein oder sexualisiert zu werden, wenn sie zu weiblich sind. Um vieles davon zu beobachten muss man nicht unbedingt in ein Gefängnis gehen.

Auch die männlichen Kollegen haben sich bei dem Thema eingeschaltet: Sei es, dass sie die Beschützerrolle angenommen haben (was ich heute wesentlich mehr annehmen und wertschätzen würde, als damals mit Mitte 20).

Oder auch uns Kolleginnen kritisch beäugt und ungefragt darauf hingewiesen haben, wir wären zu freizügig angezogen. Eine absolute Grenzüberschreitung in meinen Augen heute, denn dazu hat niemand einen Kommentar abzugeben oder das zu bewerten.

Aber nie werde ich den Rat einer geliebten Exkollegin vergessen: „Zieh an, worin du dich wohl fühlst. Nur das ist wichtig. Hör nicht darauf, was andere sagen.“ Für mich absolut stimmig, denn in meinen eigenen Klamotten fühle ich mich stark, weil das ich bin.

Und wenn ich ich selbst bin, bin ich stark. Aber nicht, wenn ich gegen einen Teil in mir – der aber da ist – ankämpfe und ihn verleugne. Dann bin ich nicht ganz, im Kampf mit mir selbst und auch nicht stark.

Es ist die Stärke aus dem Inneren, die Stärke man selbst zu sein, hinter sich selbst zu stehen. Diese Art von Stärke gehört zu Weiblichkeit dazu.

Gesehen werden bringt Unsicherheit

Dieses Sich-zeigen als weibliche Frau bringt etwas hoch, wenn man weiß, man wird angeglotzt und bewertet. Damit müssen wir uns als Frauen auseinandersetzen, um stark in uns und unserer Weiblichkeit verwurzelt sein zu können.

In meiner Situation im Männergefängnis zeigten sich Urängste, die damit verknüpft sind in unsere Weiblichkeit zu kommen, besonders roh und authentisch. Aber auch in harmloseren, alltäglichen Situationen können Ängste hochkommen, die mit Weiblichkeit verbunden sind:

Bestimmt kennst du das, du gehst in der Stadt eine Straße entlang. Du spürst, alle Augen sind auf dich gerichtet. Vielleicht fühlst du dich dann nackt, schutzlos, ausgeliefert, zumindest beobachtet. Vielleicht auch pfeift noch einer von irgendwo her. Möglicherweise empfindest du auch gemischt, und ein Teil von dir genießt diese Aufmerksamkeit. Oder es gibt dir sogar das Gefühl von Macht.

Ich habe gelernt, dass ich das in bestimmten Zuständen schlechter ertrage als in anderen.

sich sicher fühlen in seiner Weiblichkeit
Foto von Sincerely Media auf Unsplash

Die kollektive Frauenwunde

Als Frauen wissen wir instinktiv, dass wir Opfer werden könnten. Wir alle haben dieses Bewusstsein, deswegen ist Sicherheit und Schutz auch ein wichtiges Grundbedürfnis für Frauen. In diesen Momenten sind wir mit der kollektiven Frauenwunde verbunden. Wir spüren, dass Frauen Männern körperlich unterlegen sind, verletzt, be- und ausgenutzt werden können.

Im Frauenkollektiv ist gespeichert, dass Frauen seit ewigen Zeiten Opfer von Missbräuchen, Vergewaltigungen, Hexenverfolgungen sind und Männern ausgeliefert. Weil sie ihre körperliche Kraft ausgenutzt haben, um Frauen zu unterdrücken. Dazu kommt, dass jede von uns dazu noch ihre eigenen persönlichen negativen Erfahrungen gemacht hat.

Das bringt Angst hoch. Dabei begegnen mir immer wieder die folgenden Ängste:

Angst vor Sichtbarkeit & Ausdruck

Die Furcht, sich zu zeigen, die eigene Stimme zu nutzen und Position (für sich) zu beziehen oder Raum einzunehmen. Aus Angst dafür abgelehnt und angegriffen zu werden, wenn man seine Meinung sagt. Viele Frauen haben schlechte Erfahrungen gemacht, wenn sie für sich einstehen, „zu viel“ sind oder auch wenn sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und jeder Pfiff auf der Straße kann sich anfühlen, als wären wir ausgeliefert.

Angst vor Verletzung

„Wenn ich mich öffne, werde ich verletzt“ ist gerade bei Singlefrauen eine der häufigsten Ängste. Damit blockiert eine Frau aber auch Liebe, weil sie sich für Liebe einlassen und öffnen muss. Auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden. Die Angst verletzt zu werden, wenn wir uns emotional öffnen ist ein Risiko, dem wir uns stellen müssen, um Liebe zu erleben.

Angst vor Kontrollverlust

Wenn es darum geht, sich hinzugeben, fallenzulassen und Kontrolle abzugeben, kommt die Angst. Was passiert dann? Denn Kontrolle ist der Versuch, Sicherheit zu bekommen in einer unsicheren Situation.

Doch das widerspricht dem femininen Design. Du kannst den Prozess und andere Personen nicht kontrollieren. Eine Frau, die darauf beharrt, dass sie die Regeln macht und niemand anders, ist in ihrer Männlichkeit. Sie blockiert, dass ein männlicher Mann in ihr Leben kommen kann.

Bei dem Versuch, Kontrolle zu gewinnen kann es auch um Macht gehen (du erinnerst dich, wann ich bereits oben einmal von Macht gesprochen habe). Aber Machtkämpfe haben in einer gesunden Paarbeziehung ebenfalls nichts zu suchen. Machtdynamiken kommen immer aus der verletzten Weiblichkeit oder Männlichkeit.

Angst vor Grenzüberschreitung

Ebenfalls kommt die Angst, sich nicht abgrenzen zu können oder dürfen, wenn eine Frau sanft, weich und offen ist. Die Angst überrannt und überrollt zu werden.

Dann hat sie in der Vergangenheit (mit ihren Eltern) kein gesundes Verhältnis zu Nähe und Distanz kennenlernen dürfen. Meistens tendieren Frauen aufgrund ihrer femininen Essenz eher zur Nähe, was Grenzüberschreitungen begünstigt (hat). In einer Paarbeziehung muss sie dann lernen, dass die Beziehung zum Partner der Beziehung zu sich selbst nicht im Wege steht.

Dieses Selbstbild, ein hilfloses Opfer von Grenzüberschreitungen zu sein, hat sich oft so festgesetzt. Dann können Frauen nicht sehen, dass das eigentlich nicht mehr der Realität entspricht.

Es war in der Vergangenheit so, aber im heute hat sie (vielleicht zu sehr) gelernt sich abzugrenzen, sodass das nicht mehr so ist. Dann kämpft sie gegen Männer und interpretiert jeden Näheversuch der gesunden Männlichkeit als Angriff, obwohl diese ihr nichts wollen. So kann keine gesunde Beziehung entstehen und die Frau bleibt alleine.

Foto von Thought Catalog auf Unsplash

Angst ist das Gegenteil von Liebe

Ich zähle diese Ängste so genau auf, weil es nichts bringt, sie zu ignorieren oder wegzudrücken, wenn sie hochkommen. Stattdessen müssen wir sie erkennen und durch sie durchgehen.

Angst wird durch Neues, Ungewohntes hervorgerufen. Und damit ist sie ein ganz natürlicher Teil des Prozesses, dass wir uns mit ihr auseinandersetzen müssen, wenn wir mehr in unsere Weiblichkeit kommen. Weil wir etwas anders machen.

Aber wenn wir uns von diesen Ängsten steuern lassen, ist keine Beziehung möglich, weil wir dicht machen für alles, keine Liebe hereinlassen können. Weil wir die ganze Zeit kämpfen, ohne zu merken, dass wir gegen unseren Partner kämpfen. Obwohl er nichts getan hat und ihn damit wegtreiben.

Angst ist ein Hindernis für Liebe. Weil Liebe weit und offen macht und Angst dagegen eng und klein. Körperlich, emotional und energetisch. Und weil wir als Frauen Liebe anziehen müssen, kann sie nicht kommen, wenn wir in der Angst sind. Weil durch die Enge kein Platz da ist, wir blockieren sie.

Was tun, um sich sicherer in seiner Weiblichkeit zu fühlen?

Starke innere Grenzen zu haben und für sich einstehen zu können ist die eine Sache.

Die andere Sache ist die Gefühle zu fühlen, die da sind und nicht vor ihnen wegzurennen. Das ist weibliche Stärke. Reinzugehen in das Gefühl und die Angst zu fühlen. Wenn wir sie zulassen und nicht dagegen ankämpfen, können wir uns sicher fühlen in unserer Weiblichkeit.

Und entscheide dich trotz der Angst, weich und offenzubleiben. Und alles zuzulassen, was sowieso schon da ist. Diese Gefühle wie durch dich hindurch fließen zu lassen.

Außerdem vertraue darauf, dass du geführt und beschützt bist. Vertraue auf eine höhere Macht. Gott, Universum, was auch immer. (Im Prinzip ist es das Vertrauen in die Männlichkeit).

Wenn eine Frau sich in ihrem Inneren sicher fühlt und mit ihren Gefühlen einfach sein kann. Wenn sie von Nachrichten nicht mehr getriggert wird und trotzdem offen bleiben kann, ohne hart zu werden. Wenn sie freundlich, aber bestimmt Nein sagen kann, ohne an sich selbst zu zweifeln. 

Dann passiert auch meistens die Magie und sie zieht Männer an. Weil sie in ihrer Weiblichkeit ist. Und das zeigt sich auch im Außen: Dass sie sich in Kleidern und Röcken, sicher bei einem Date fühlt und ein strahlendes Lächeln im Gesicht hat.

Der Weg durch die Angst

Dafür muss sie aufhören vor diesen Ängsten wegzulaufen. Sie muss sich bewusst entscheiden, sich ihnen zu stellen und durch sie durchzugehen. Diesen Umgang mit unseren Gefühlen haben wir meistens nicht gelernt. Die meisten von uns fühlen ihre Gefühle nicht, sondern greifen auf männliche Strategien zu, wie etwas dagegen zu unternehmen.

Und das erfordert Tapferkeit und Mut. Deswegen arbeite ich auch lieber mit weniger Frauen, aber dafür ist die Begleitung sehr nah und intensiv unter anderem auch durch WhatsApp-Coaching. Weil ich weiß, dass es im Moment nicht immer leicht ist, durch diese Ängste hindurchzugehen. Durch die enge Begleitung kann ich vieles auffangen und die Ergebnisse des Coachings sind weitaus erfolgreicher.

Alles Liebe,

deine Caroline

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Beziehungscoach Caroline Höchtl
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Ich bin ausgebildeter und zertifizierter Life Coach und Bloggerin über alles zum Thema Beziehungen und Weiblichkeit. 

Ich arbeite mit Frauen, die durch Verbindung mit ihrer Weiblichkeit die Beziehung zu ihrem Partner verbessern wollen oder einen Partner anziehen wollen.

Ich lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.

Titelbild: Foto von Annie Spratt auf Unsplash

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