Der Grund, warum du in einer monogamen Beziehung das Bedürfnis nach Sex mit einem anderen hast und dir eine offene Beziehung wünschst ist: In deiner Partnerschaft mangelt es an Tiefe und Verbundenheit und du versuchst das im Außen durch einen „Kick“ zu kompensieren. Im folgenden Artikel gehe ich genau darauf ein. 

Jeder darf selbst entscheiden, wie er Beziehung lebt. Aber ich sehe in dem Bedürfnis nach einer offenen Beziehung eines der Probleme unserer Gesellschaft und der Grund für immer mehr unglückliche Partnerschaften: Im Außen wird nach einem Ausweg für etwas gesucht, das im Innen gelöst werden muss.

Dieser Artikel ist für dich, wenn du tiefer hinschauen möchtest, was hinter dem Bedürfnis nach einer offenen Beziehung wirklich steckt. Und er ist auch für diejenigen, die hin- und hergerissen sind: Auf der einen Seite spürst du ein Bedürfnis nach einer offenen Beziehung, auf der anderen Seite hast du Bedenken. Es gibt eine andere Lösung als Sex außerhalb der Beziehung.

Bin ich egoistisch, wenn ich eine offene Beziehung will?

Es ist völlig normal Bedürfnisse zu haben. Das ist nicht egoistisch, aber hinterfrage auch, warum du das Verlangen danach hast, mit anderen Männern ins Bett zu gehen: 

Ist Sex in deiner Partnerschaft langweilig geworden und gibt dir nichts mehr? Bist du auf der Suche nach einem neuen Kick? Möchtest du etwas erleben, suchst nach Abenteuer und willst „ausbrechen“? Oder bekommst du Angst, nie wieder mit einem anderen Mann schlafen zu können und etwas zu verpassen? Hast du FOMO (fear of missing out)?

Nichts davon ist schlimm, doch es ist eine Einladung, tiefer zu schauen. Bei dir und in deiner Beziehung.

Ist eine offene Beziehung eine gute Idee?

Unsere Gesellschaft hat ein großes Problem und das ist Oberflächlichkeit. Auch viele Partnerschaften sind auf Oberflächlichkeiten aufgebaut wie: gemeinsame Interessen und Hobbies, der Partner soll einen bestimmten Status oder Job haben, oder die Eltern und Freunde sollen ihn gutheißen. 

Und obwohl nichts davon per se falsch ist, fehlt ein entscheidender Faktor: Die emotionale Verbindung und Tiefe, echte emotionale Intimität, sich zu zeigen, sein Herz zu öffnen und sich verwundbar zu machen (mehr dazu weiter unten).

Es ist so üblich nicht weiter zu hinterfragen „warum möchte ich Sex mit anderen? Wieso reicht mir mein Partner nicht mehr?“ Und stattdessen im Außen zu sein und auch die Lösung im Außen zu suchen: „eine offene Beziehung ist die Lösung“. Aber das ist sie nicht. Es ist Ablenkung vom eigentlichen Problem und funktioniert auf Dauer auch nicht. 

Die Suche nach einem Kick führt zu dem, was wir gesellschaftlich beobachten können: immer höher, schneller, weiter. Ein Kick wirkt nur, solange es noch neu und aufregend ist. Deswegen wird dir auch der Sex mit deinem Partner zu langweilig, es ist nicht mehr neu. Aber jede Erfahrung verliert ihren Reiz, wenn du sie oft genug gemacht hast. Dann braucht es einen neuen und stärkeren Reiz.

Menschen machen das mit allem Möglichen: Extremsportarten, die nichts mehr mit Gesundheit zu tun haben, Arbeit, Essen, Suchtmittel wie Drogen und Alkohol, Reisen ins Weltall und Sex. So kommt es zu immer extremeren sexuellen Bedürfnissen. Doch wo soll das hinführen? Irgendwann wird eine Beziehung ohne sexuelle Exklusivität auch nicht mehr reichen. Was kommt dann?

Irgendwann nutzt sich das alles ab, weil das eigentliche Bedürfnis im Innen nicht gestillt ist. Anstatt so viele oberflächliche Erfahrungen wie möglich machen zu wollen, plädiere ich stattdessen dafür mit deinen Erfahrungen, in die Tiefe zu gehen. Dann sind sie auch wirklich erfüllend.

offene Beziehung

Es geht nicht um Sex

Einstein hat gesagt, ein Problem kann nicht auf der Ebene gelöst werden, auf der es entstanden ist. Das zeigt sich auch in den vielen unerfüllten Beziehungen. Wie in meinem Artikel „Soll ich mich trennen oder die Beziehung retten“ geschildert, geht es bei Problemen mit Sex nie um Sex. Es geht immer um emotionale Verbindung. Es zeigt sich nur oft am Sex.

Das Bedürfnis nach Sex mit anderen ist entstanden, weil dir in deiner Partnerschaft auf einer tieferen Ebene etwas fehlt. Oder weil du dich nicht verbunden fühlst mit deinem Partner. Um herauszufinden um was es wirklich geht, musst du in die Tiefe gehen, nicht ins Außen. 

Das ist nicht immer schön und leicht. Aber eine offene Beziehung wäre eine oberflächliche Lösung und genau dadurch ist das Problem überhaupt erst entstanden: weil die Tiefe und emotionale Intimität fehlt.

Sex in einer gesunden Partnerschaft ist die Erweiterung der emotionalen Nähe und Verbindung. Wenn du:

– dich deinem Partner nahe fühlst

– ihn liebst und ihm vertraust

– keinen aufgestauten Groll gegen ihn hast

– deine Gefühle und emotionalen Bedürfnisse offen mit ihm teilen kannst

– dich von ihm gesehen fühlst

– nicht das Gefühl hast, Teile deiner selbst aufzugeben oder nicht leben zu können, sondern ganz du selbst sein zu können in der Beziehung

Dann ist Sex nur eine Erweiterung dieser Verbindung und er ist auch genug. Du hast nicht das Bedürfnis nach mehr.

Und deshalb zeigt es sich auch an einem unerfüllten Sexleben, wenn es Unstimmigkeiten in den genannten Punkten gibt. Denn das steht zwischen euch und trennt.

Wie Co-Abhängigkeit zum Verlangen nach einer freien Partnerschaft führt

Es klingt widersprüchlich aber Co-Abhängigkeit kann der Grund für das Bedürfnis nach einer offenen Beziehung sein. Gerade das Gefühl etwas zu verpassen und die bereits angesprochene FOMO zeigt sich bei co-abhängiger Dynamik. Denn es entsteht ein Konflikt zwischen Autonomie und Bindung

Auf der einen Seite hast du das Gefühl den Partner für etwas zu brauchen, das du dir nicht selbst geben kannst. Deswegen willst du symbiotisch immer mit ihm verbunden sein. Gleichzeitig hast du das Gefühl, deine Freiheit wird durch diese Verbindung zu stark eingeschränkt. Damit ist es keine gesunde emotionale Verbindung, von der ich rede.

Du willst ausbrechen und etwas erleben. Weil du dich von ihm abhängig und nicht mehr selbstbestimmt fühlst, hast du nicht das Gefühl, du selbst sein zu können in der Partnerschaft. Wenn eine co-abhängige Dynamik vorherrscht bleiben beide Partner an der Oberfläche und stellen sich nicht ihren tieferen Themen. Hier kannst du mehr über emotionale Abhängigkeit lesen.

freie Beziehung

Unausgesprochenes zwischen euch bedingt offene Partnerschaften

Fühlst du dich manchmal alleine, trotz Beziehung? Du fühlst dich nicht gesehen und verbunden mit deinem Partner? Wo wurden Bedürfnisse auf beiden Seiten nicht erfüllt und ihr habt euch resigniert voreinander zurückgezogen, weil es keine Lösung zu geben scheint?

Fühlt die Beziehung sich tot und unlebendig an und willst du durch eine offene Beziehung wieder Lebendigkeit in dein Leben bringen?
Was sprecht ihr nicht an, das zwischen euch liegt? Was schwelt seit Jahren und schwingt immer mit? Welche Verletzungen von früher habt ihr beide nicht überwunden? Wo hegst du aufgestauten Groll und Verbitterung gegen deinen Partner? Was trägst du ihm nach? Vielleicht sogar seit Langem. 

So etwas steht zwischen euch und trennt. Diese Trennung schadet der emotionalen Verbindung und wird mit der Zeit immer größer. Damit ist die Beziehung nicht mehr so erfüllend und intensiv an, weil ihr durch die ständige Unterdrückung der Gefühle Lebendigkeit fehlt.

Worüber sprichst du nicht mit ihm, weil du weißt, dass er anderer Meinung ist? Wo kannst du etwas nicht mit ihm teilen und dich nicht so zeigen, wie du bist, weil du auf Gegenwind stoßen würdest? Oder auch: Wo spricht dein Partner nicht mit dir und macht dicht?

Wenn du das Gefühl hast, dich nicht leben zu können, ist es ganz klar, dass du aus der Beziehung ausbrechen möchtest. Hier solltest du hinschauen und nicht im Außen nach einem anderen (Sex-)Partner suchen.

Du erwartest, dass nur der Partner dich glücklich macht

Enttäuschte Erwartungen an den Partner sind gerade bei Frauen ein häufiger Grund für Aufgestautes und Groll. Immer wieder sehe ich im Beziehungs- und auch Singlecoaching, dass das an unerfüllbaren Erwartungen liegt. Sie sind für den Partner nicht erfüllbar, weil der eigentliche Auftrag ist, dass er für dein Glück sorgen soll. Aber das ist unmöglich, nur du selbst kannst das.

Also versuchst du es von einem anderen durch eine offene Beziehung zu bekommen. Wenn ein Mann es nicht schafft, dann vielleicht ein zweiter. Doch das Problem ist weiterhin, dass du etwas von jemandem erwartest, was dieser nicht tun kann. Deswegen wird es auch nie wirklich erfüllend sein und auf Dauer funktionieren, denn es ist etwas, das du dir nur selbst geben kannst. 

Dich glücklich zu machen ist alleine deine Aufgabe. Dann ist auch die Beziehung glücklich und erfüllend. In meiner Arbeit mit Frauen geht es genau darum. Ich zeige ihnen, wie sie glücklicher und erfüllter werden können und selbst ganz alleine dafür sorgen können. Dadurch steigen Selbstwertgefühl und Selbstliebe und auch die Beziehung wird wieder glücklich.

Emotionale Intimität und Tiefe statt nicht-exklusiver Beziehung

Um die Trennung durch aufgestauten Groll, Verbitterung, Enttäuschungen und Verletzungen aufzulösen und eine starke emotionale Verbindung herzustellen, müsst ihr über die Dinge, die zwischen euch stehen, sprechen. Fangt an, Aufgestautes abzutragen und die Verbundenheit wird zunehmen.

Wenn du nicht weißt, wie du diese Gespräche mit deinem Partner führen sollst, weil sie jedes Mal eskalieren oder er nicht zuhört, buche ein Coaching bei mir. Ich bringe dir bei, wie du diese ungelösten Probleme aufarbeitest und zeige dir Tools, damit er sich dir wieder öffnet.

Echte emotionale Verbindung nutzt sich im Gegensatz zu einem Kick im Außen nicht ab und wird nicht langweilig. Weil sie in die Tiefe geht. Und dann wird auch der Partner und Sex mit ihm nicht langweilig. Weil ihr über die Jahre die emotionale Verbindung zwischen euch immer mehr vertieft. 

Und das ist intensiver und erfüllender als eine offene Beziehung jemals sein könnte. Die Vorstellung von Sex mit anderen Männern gibt dir dann nichts mehr. Es ist nicht „schwer“ treu zu sein, weil du etwas viel Schöneres hast.

Es gibt auch keinen Grund mehr für FOMO, weil du das Beste schon hast, mit deinem Partner. Mehr über echte emotionale Verbindung kannst du hier lesen: Was ist emotionale Intimität?

Beziehung ohne sexuelle Exklusivität

Was tun, wenn der Partner eine offene Beziehung will?

Ist dein Partner derjenige, der eine freie Beziehung will, gibt es einige Dinge, die du tun kannst: Zunächst einmal solltest du nichts tun, was du nicht willst, weil du hoffst, dass er dadurch bei dir bleiben wird. Es wird schon alleine deswegen nicht funktionieren, weil du damit deinen Wert minderst. 

Männer fühlen sich zu Frauen hingezogen und respektieren Frauen, die wertvoll sind. Das bedeutet, dass sie ihren Wert kennt und sich nicht darunter verkauft. Es bedeutet auch, dass diese Frau Grenzen hat und keine Angst hat, auch gegen seinen Willen für sich einzustehen.

Ergründe stattdessen, was in eurer Beziehung fehlt, sodass er sich eine freie Partnerschaft wünscht: Fehlt es ihm an Freiheit? Oder bist du reizlos für ihn geworden? Engst du ihn ein? Das kann beispielsweise durch emotionale Abhängigkeit oder Verlustangst entstehen.

Anstatt seinem Wunsch nachzugeben und zu hoffen, ihn dadurch zu halten, ist es besser an diesen Punkten zu arbeiten und die Beziehung zu verbessern. Damit er keinen Grund mehr hat, etwas im Außen zu suchen.

Es gibt auch Männer, deren Freiheitsdrang so hoch ist, dass sie sich in einer monogamen Beziehung immer eingeengt fühlen werden. Selbst wenn du alles „richtig machst“. So zum Beispiel bei starker Bindungsangst. 

Dann macht sie das beziehungsunfähig und eine exklusive Partnerschaft wird auf Dauer nicht möglich sein. Wenn du an dir arbeitest, wird sich klar herausstellen was davon der Fall ist. Gerne helfe ich dir dabei in einem Beziehungscoaching.

Die Höhlenmenschen Theorie: Nicht für Monogamie gemacht?

Abschließend möchte ich noch auf die Frage eingehen: Sind wir im tiefsten inneren Höhlenmenschen oder wie Tiere nicht für Monogamie gemacht? Das ist wieder nur oberflächlich betrachtet und nie der wahre Grund, aus dem du dir eine offene Beziehung wünschst. Vielmehr ist dieses Argument der rationale Versuch zu erklären, warum dieses Bedürfnis entsteht.

Wir Menschen können im Gegensatz zu Tieren sowohl eine mentale, körperliche und emotionale Bindung zu einer Person aufbauen. Damit besteht eine Partnerschaft bei uns aus viel mehr als Trieben (=körperliche Verbindung) wie bei Tieren. Hättest du sonst ein schlechtes Gewissen, wenn du mit jemand anderem schläfst und deinen Partner damit verletzt?

Bei einer Beziehung geht es sowohl um emotionale als auch körperliche Verbindung. Menschliche Beziehungen sind viel facettenreicher und nicht nur triebgesteuert und deswegen nicht mit Tieren zu vergleichen.

Wie du fühlst, bezogen auf dich, deinen Partner und die Beziehung ist der Grund für das Bedürfnis nach einer offenen Beziehung. Keine rationalen Erklärungen. Wie ich in diesem Artikel geschildert habe, geht es nicht darum zu verurteilen, sondern in die Tiefe zu gehen. 

Beschäftige dich mit deinen Gefühlen und schau dahinter. Was wollen sie dir sagen? In deiner Beziehung fehlt (dir) etwas, etwas trennt euch, die emotionale Intimität ist nicht gut. Schau da hin. Was ist das?

Da ich gar nicht anders kann, als in die Tiefe zu gehen, helfe ich dir gerne dabei herauszufinden, wo es wirklich hakt zwischen euch. Buche ein Vorgespräch und wir erarbeiten, was du tun kannst.

Alles Liebe,

deine Caroline

Beziehungscoach Caroline Höchtl
Caroline Höchtl

Beziehungs- & Singlecoach

Wer schreibt hier?

Ich beschäftige mich intensiv mit Beziehungen und studiere sie. Kombiniert mit meiner langjährigen Erfahrung in der Beratungs- und Coachingarbeit macht mich das zur Expertin für Beziehungsfragen.

Ich vermittle Frauen wie sie einen Partner finden und eine problematische Beziehung ganz alleine heilen und mit ihrem Mann wieder glücklich werden können!

Ich bin ausgebildeter, zertifizierter Life Coach und lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.

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