In einer Beziehung teilt man alles und verschmilzt voll miteinander. Sonst ist die Beziehung nicht gut. So oder so ähnlich lautet die unbewusste oder bewusste Überzeugung in vielen Partnerschaften. Doch das, was diese Aussage beschreibt, ist ein Anzeichen für emotionale Abhängigkeit und keine gesunde Partnerschaft. Die Folge: heftige Streitigkeiten ohne konstruktive Wirkung, ein Sich-im-Kreis-Drehen, Eifersuchtsszenen, dramatische Abschiede, extreme Verlustängste und mehr.
Fakt ist, dass vieles von dem, was uns tagtäglich in Bezug auf Bindung und Beziehungen begegnet, nicht gesund ist. Und allerhand Probleme bereitet, weil Liebe falsch gelebt wird. So können wir nicht mehr unterscheiden, was normal ist, weil viel Ungesundes vorgelebt wird. Gleichzeitig gibt es wenige Vorbilder für gesunde Partnerschaft gibt.
Ein gewisser Grad an emotionaler Abhängigkeit ist gesund und noch kein Fall für den Beziehungscoach oder die Paarberatung. So wird die Bindung zwischen den beiden Partnern gesichert. Doch wie in meinem Artikel „Emotionale Abhängigkeit – bist du auch betroffen?“ geschildert: Auch das gegenteilige Bedürfnis, nämlich das nach Autonomie, ist wichtig in einer Paarbeziehung und muss seinen Raum haben.
Emotionale Abhängigkeit Anzeichen – wie erkennst du sie
Wie kannst du erkennen, was ein gesundes Maß an Verbundenheit zu deinem Partner darstellt? Und wo ihr in eine Co-Abhängigkeit abdriftet? Ich stelle dir 11 Merkmale vor, von denen bereits eines ein Anzeichen für emotionale Abhängigkeit ist. Vor allem, wenn es stark ausgeprägt ist. Meistens liegen jedoch ohnehin mehrere vor.
Außerdem stelle ich dem gegenüber, wie ein gesundes Verhalten, das von emotionaler Unabhängigkeit geprägt ist, aussehen würde. So kannst du dich selbst gut einschätzen.
1. Eifersucht
Bist du sehr eifersüchtig, ohne dafür einen Grund zu haben? Krankhafte Eifersucht, die immer wieder zum Gesprächsthema wird und die Beziehung lähmt, ist ein Anzeichen für emotionale Abhängigkeit. Ohne dass dein Partner dir Anlass zum Misstrauen gegeben hat, witterst du in jeder weiblichen Person eine Konkurrentin. Du kontrollierst sein Handy oder verhörst ihn regelrecht, um herauszufinden, wo er war und mit wem.
In einer gesunden Beziehung flackert Eifersucht hier und da kurz auf. Jedoch reicht das Vertrauen in den Partner und den eigenen Wert aus, um sie schnell wieder in den Griff zu bekommen. Die Eifersucht zeigt dir nur, dass dein Mann dir wichtig ist. Du reagierst nicht unverhältnismäßig darauf. Schnell bekommst du sie in den Griff, indem du dir bewusst machen kannst, dass es keinen Grund gibt.
Unbegründete Eifersucht entsteht aufgrund eines geringen Selbstwertgefühls. Selbstwertgefühl aufzubauen ist einer der zentralen Punkte, an denen ich im Beziehungscoaching und im Singlecoaching mit den Frauen arbeite.
2. Fixierung auf den Partner
Es ist ein Anzeichen emotionaler Abhängigkeit, wenn dein Partner deinen ganzen Lebensinhalt darstellt. Ist er die einzige Quelle für Glück in deinem Leben, so ist das nicht gut für dich. Merken kannst du das daran, dass du:
– Alles stehen und liegen lässt, wenn er dich sehen will
– Dich voll nach ihm richtest
– Zeit ohne ihn nicht genießen kannst
– Dich abgrundtief schlecht fühlst, wenn er sauer auf dich ist
– In ein Loch fällst, wenn er keine Zeit für dich hat
– Versuchst es ihm immer recht zu machen
In einer Beziehung ist es wichtig, dass deine Gefühle unabhängig von seinen bleiben. Es sollte kein grenzenloses Aufeinanderbezogensein und eine Verflechtung mit den Gefühlen der anderen Person geben. Es ist wichtig zu erkennen, wo du endest und er anfängt. Und dich notfalls distanzieren zu können, wenn es zu deinem eigenen Wohl ist. Auch dein Partner kann einmal schlechte Laune haben und dich ansonsten mit herunterziehen.
Idealerweise hast du dein emotionales Investment nicht nur in die Beziehung, sondern auch in andere Lebensbereiche gesteckt: in Hobbys und Interessen, deinen Job und andere soziale Beziehungen wie Freundschaften und Familie. Sie geben dir ebenfalls Kraft, Freude und Glück in deinem Leben. Du bist nicht nur von der einen Person abhängig.
3. Selbstaufgabe: Erst er dann du
Er gibt den Ton an und du folgst
Er will am Wochenende mit dir campen gehen – du sagst deinen Freundinnen ab und gehst campen. Obwohl campen eigentlich nicht dein Ding ist. Er möchte sich mit seinen Freunden treffen – anstatt dein Ding zu machen, gehst du mit, um bei ihm zu sein. Er findet Sushi blöd – du findest Sushi ab jetzt auch blöd. Er möchte in die Stadt ziehen, um näher bei der Arbeit zu sein – also zieht ihr um. Du kochst für ihn, backst Kuchen, putzt und räumst für ihn auf. Damit er erkennt, wie gut du (zu ihm) bist.
Du stellst dein eigenes Leben völlig zurück: Die Verbindung zu ihm zu erhalten wird deine oberste Priorität, das kann bis zur Unterwürfigkeit führen. Du planst um ihn herum und passt dich seinem Zeitplan an. Deine Autonomie geht verloren.
Häufig passiert es, dass Frauen sich nicht nur mit dem, was sie innerlich brauchen um sich glücklich zu fühlen, sondern auch äußerlich vernachlässigen. Vor lauter Fokus darauf, die Nähe zu ihm zu erhalten, kommt die Selbstfürsorge zu kurz: Du nimmst ab und bist nur noch ein Schatten deiner selbst, oder du nimmst stark zu. Du strahlst nicht mehr so wie vorher und pflegst dich nicht mehr so. Du machst dich nicht mehr zurecht wie damals als du noch Single warst.
Es ist keine Energie oder Zeit mehr für dich da, um Sport zu machen, zur Kosmetikerin zu gehen oder einen Mädelsabend zu machen. Da mit der Selbstaufgabe auch oft eine Aufgabe von Freundschaften einhergeht, vereinsamst du zunehmend.
Das tut die unabhängige Frau
Sie gibt sich niemals komplett selbst auf. Denn sie weiß, wenn sie nicht mehr sie selbst ist, wird früher oder später auch ihre Attraktivität darunter leiden. Sie gibt acht, ihre emotionale Energie immer in mehrere Lebensbereiche investiert zu haben. Notfalls entscheidet sie das mit dem Kopf und nicht mit dem Herz, das öfter ihn wählen würde.
Sie hat ihre ganz eigenen Interessen und Hobbys, in denen sie aufgeht und die nur für sie sind. Für sich selbst zu sorgen und nicht für ihn ist ihre oberste Priorität. Fast alle Frauen geben sich in einer Beziehung zu sehr auf und über kurz oder lang führt dies zu massiven Beziehungsproblemen, die sie dann ins Coaching bringen:
Affären des Mannes, Beziehungskonflikte, Burnout und massiver Stress, keine Zeit und Kraft alle Alltagsaufgaben zu bewältigen, respektloses Verhalten des Mannes, gesundheitliche Probleme, Entfremdung vom Partner, fehlendes Sexleben, allgemeine Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, nicht mehr liebevoll und wertschätzend von ihm behandelt zu werden und das Gefühl, Luft für ihn zu sein, sowie vieles mehr.
Daher ist der Erhalt oder Wiederaufbau des eigenen Lebens und der emotionalen Unabhängigkeit eines der Hauptthemen bei mir im Beziehungscoaching.
4. Nicht alleine sein können
Er hat keine Zeit für dich und in der Leere weißt du nicht, was du ohne ihn anfangen sollst. Du kannst nicht gut alleine sein. Nichts macht dir Freude außer, mit ihm zusammen zu sein. Dein eigenes Leben erscheint dir leer und sinnlos, ohne ihn. Das ist eines der deutlichsten Anzeichen emotionaler Abhängigkeit.
Da du dich selbst völlig aus den Augen verloren hast, weißt du nicht, womit du die Zeit ohne ihn füllen sollst. Es erscheint alles grau und lieblos. Doch eigentlich sollte ein Partner nur das Sahnehäubchen auf einem ohnehin erfüllten Leben sein.
In einer gesunden Beziehung ist jeder für sich selbst zuständig. Zeit ohne ihn kannst du genießen, um die Verbindung zu dir zu stärken. In der Stille findest du am besten wieder zu dir. Du nutzt die Zeit zur Reflektion, alleine oder mit Freundinnen. Du gehst deinen Interessen nach, tust Frauensachen, mit denen er ohnehin nichts anfangen kann und triffst dich mit Freundinnen. Du bist voller Vorfreude ihn wiederzusehen, ohne schmerzenden Beigeschmack, weil er jetzt gerade nicht da ist.
5. Am Anfang geht alles ganz schnell
Ein Anzeichen emotionaler Abhängigkeit ist es ebenfalls, wenn am Anfang alles sehr schnell geht. Aus diesem Grund ist das auch eine der Red Flags im Dating – wenn es zu schnell zu intensiv wird. Innerhalb kürzester Zeit geht es von 0 auf 100: Vielleicht spielt Love-Bombing eine Rolle, man ist schnell in einer festen Beziehung, zieht fix zusammen und gibt damit einen Teil seines Lebens vorschnell auf.
Eine normale Kennenlernphase dauert 3 – 6 Monate, manchmal auch länger, dabei wird das Verhältnis erst über die Zeit enger. Davor kennst du jemanden nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob du dein Leben mit dieser Person teilen willst. Daher solltest du dir am Anfang deine Zeit nehmen, mindestens 3 Monate, und mit distanziertem Blick beobachten, ob er ein guter Partner ist.
6. Keine eigenen Entscheidungen treffen können
Du überlässt jede Entscheidung ihm. Sei sie noch so klein und unbedeutend. Aus Angst, etwas zu entscheiden, das ihm nicht gefallen oder dazu führen könnte, dass er sein eigenes Ding ohne dich macht. Du entscheidest lieber gar nichts, weil für dich die Zweisamkeit das einzig Wichtige ist und wirst völlig unselbständig. Du traust dir auch nicht mehr zu, alleine gute Entscheidungen für dich treffen zu können. So gibst du diese Verantwortung ab. Und du erwartest, dass er in dieser Hinsicht für dich sorgt, wie für ein Kind.
Auch hier kommt die übermäßige Anpassung und Zurückstellung des eigenen Lebens durch. Du gehst deinen eigenen Zielen und Träumen nicht mehr nach. Denn dann müsstest du ab und zu eine Entscheidung fällen, um voranzukommen. Er ist dein ganzer Lebensinhalt geworden, so eng ist die gefühlsmäßige Abhängigkeit.
Wenn dir außer der Beziehung noch andere Dinge gleichermaßen wichtig sind, wirst du dich dafür einsetzen. Das bedeutet auch einmal Entscheidungen zu treffen, die zu Distanz zwischen euch führen (was gut ist für die Beziehung). Außerdem vertrittst du deine Meinung und Ansichten unabhängig von denen deines Mannes.
7. Ständige Rückversicherung und Sucht nach Bestätigung
Ebenso ist es ein Anzeichen für emotionale Abhängigkeit, wenn du permanent die Bestätigung von deinem Partner brauchst, dass er dich liebt. Da der Partner alles für sie ist, müssen sich co-abhängige Menschen permanent rückversichern, dass die emotionale Bindung noch da ist. Dies wird regelrecht zu einer Sucht.
Vom Partner wird erwartet, dass er immer neue Zeichen der Bestätigung zeigt. So soll er dir die Sicherheit geben, dass zwischen euch alles noch in Ordnung ist. Wenn er einmal schlecht gelaunt ist oder sich zurückzieht, nimmst du gleich das Schlimmste an: Er liebt dich nicht mehr!
Wenn du deinen Wert kennst, brauchst du keine ständige Bestätigung, dass er dich noch liebt. Weil du weißt, dass du wertvoll bist, kannst du dir selbst bestätigen, dass alles gut ist. Die Zeichen der Zuneigung werden trotzdem von ihm kommen, aber ohne dass du es forcieren musst. Dadurch ist es viel mehr wert – weil er es freiwillig gibt und kein Zwang besteht – und du weißt es zu schätzen.
8.Starke Verlustangst
Weil die Rolle, die er in deinem Leben einnimmt, zu groß geworden ist, hast du ständig Angst deinen Partner zu verlieren. Er stellt die einzige Quelle dar, für Glück und die Bestätigung, dass du wertvoll und liebenswert bist. Und so schwingt ständig in dir eine unterbewusste Angst mit, diese Quelle könnte weggehen. Er könnte sich von dir trennen, jemand anderen finden oder dich nicht mehr lieben. Und was wäre dein Leben dann? Ein Scherbenhaufen und du wärst am Ende.
Du wirst paranoid und misstrauisch. Überinterpretierst jedes Wort, denkst stundenlang über vermeintliche Anzeichen seiner verschwindenden Liebe nach. Du fängst am zu Klammern oder ihn zu kontrollieren und hinterherzuspionieren.
Eine gesunde Beziehung ohne Anzeichen emotionaler Abhängigkeit hat eine Basis von Vertrauen und Selbstliebe. Ja, es besteht die Möglichkeit, dass ihr nicht für immer ein Paar sein werdet. Denn es gibt keine Garantie. Aber letztendlich weißt du, dass dein Partner sich einmal für dich entschieden hat. Jeder Tag, den er bei dir bleibt, ist eine weitere Entscheidung für dich.
Selbst wenn die Beziehung auseinander gehen sollte, hast du in dir das tiefe Wissen, dass du ok sein wirst. Egal was ist. Das gibt dir die Sicherheit, die du brauchst.
Starke Verlustängste sind immer wieder ein Thema bei mir im Beziehungscoaching oder auch im Singlecoaching, wenn sie bereits die Entstehung einer Beziehung verhindern. Wir arbeiten daran, dass du diese Sicherheit in dir tatsächlich spüren kannst und nicht mehr von der Verlustangst fremdgesteuert wirst.
9. Du tust alles für die Beziehung – er nichts
Du machst dir ständig Gedanken, wie du ihm und eurer Paarbeziehung etwas Gutes tun kannst. Ihm dagegen scheint nicht viel daran zu liegen und er lehnt sich eher zurück, macht sein eigenes Ding. Was die Bindung angeht, scheint es alleine deine Aufgabe zu sein und du bist es hauptsächlich, die die Beziehung vorantreibt. Alle Verantwortung liegt bei dir.
Das ist ein Anzeichen emotionaler Abhängigkeit, weil dieses extreme Bemühen um die Partnerschaft der Verlustangst entspringt. Auch darin gibst du dich auf, weil du dich nicht auf dich fokussierst, sondern nur auf das „wir“.
In einer gesunden, unabhängigen Paarbindung, investieren beide Partner (zwar auf unterschiedliche Weise, aber doch) gleichermaßen in die Beziehung. Jeder trägt 50 % der Verantwortung für die Verbindung und das Gelingen der Partnerschaft. Es ist auch für jeden der Partner der Raum da, sich einzubringen, weil nicht eine Person mit ihren Bemühungen bereits alles vorweggenommen hat.
Starke Anzeichen emotionaler Abhängigkeit: toxische Beziehung
Die Ursachen für all diese Verhaltensweisen, die Anzeichen emotionaler Abhängigkeit sind, liegen nicht in der Beziehung, sondern zuallererst in dir selbst. Und nur dort kannst du sie auch heilen, wenn du an dir selbst arbeitest – zum Beispiel mit mir in einem Beziehungscoaching.
Wenn die emotionale Abhängigkeit und ihre Anzeichen zu extrem werden, ist die Beziehung toxisch. Denn es wird aus der Verletzung, aus dem Ego, gelebt. Der Partner wird benutzt, um die eigene Person zu bestätigen und die eigenen Minderwertigkeitskomplexe und Ängste zu kompensieren. Er ist nicht frei so zu sein, wie er wirklich ist, sondern nur so, wie er nichts Unangenehmes in dir triggert.
Wenn auch du Anzeichen emotionaler Abhängigkeit bei dir entdeckt hast, so ist das beste Gegenmittel immer der Aufbau von mehr Selbstwertgefühl und Selbstliebe. Wenn du dafür nicht Jahre im Alleingang aufwenden willst, sondern durch professionelle Unterstützung schnell vorankommen möchtest: Ich bin im Beziehungscoaching für dich da und bereits nach wenigen Terminen wirst du eine starke Verbesserung deines Selbstwertgefühls bemerken.
Alles Liebe,
deine Caroline Höchtl
Beziehungs- & Singlecoach
Wer schreibt hier?
Seit 10 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Beziehungen und studiere sie. Kombiniert mit meiner 8-jährigen Erfahrung in der Beratungs- und Coachingarbeit macht mich das zur Expertin für Beziehungsfragen.
Ich vermittle Frauen wie sie einen Partner finden und eine problematische Beziehung ganz alleine heilen und mit ihrem Mann wieder glücklich werden können!
Ich bin ausgebildeter, zertifizierter Life Coach und lebe eine sehr glückliche und erfüllte Beziehung mit meinem Partner.